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Politik: Hinter den Linden: Gestatten, Schröder

Warum müssen sich Gerhard Schröder und Helmut Schmidt einander erst vorstellen, wenn sie sich treffen? Eine Szene in einem Lokal: "Gestatten, Helmut Schmidt", sagte da am Wochenende ein grauhaariger Herr zu seinem Tischnachbarn.

Von Hans Monath

Warum müssen sich Gerhard Schröder und Helmut Schmidt einander erst vorstellen, wenn sie sich treffen? Eine Szene in einem Lokal: "Gestatten, Helmut Schmidt", sagte da am Wochenende ein grauhaariger Herr zu seinem Tischnachbarn. Der freute sich sichtlich und erwiderte artig: "Gerhard Schröder mein Name."

Sind der ehemalige und der gegenwärtige Bundeskanzler etwa ausgemachte Scherzbolde, die so tun, als ob sie sich nicht kennen? Sollte man schnellstens Laurenz Meyer und die Propagandaabteilung der CDU alarmieren, weil auch noch ein Herr mit Namen Karl Marx bei dem Treffen von Schröder und Schmidt dabei war?

Wir müssen konservative Wahlkämpfer enttäuschen, die angesichts solcher Nachrichten möglicherweise schon Lunte gerochen haben. Die Herren, die sich da in Leipzig so höflich einander vorstellten, kannten sich tatsächlich nicht, haben aber die gleiche Erfahrung gemacht: Sie tragen die Namen von berühmten Zeitgenossen und historischen Gestalten. Und leiden darunter, dass viele Anrufer, Postboten und andere besonders witzige Menschen meinen, sie dürften auf ihre Kosten Scherze machen: "Ach, der Herr Bundeskanzler persönlich?"

Da tat es den unfreiwilligen Prominenten, zu denen in Leipzig auch Richard Wagner, Harald Schmidt und Erika Berger gehörten, gut, dass sie der Verband Deutscher Auskunfts- und Verzeichnismedien zu dem Jubiläum "300 Jahre Adressbuch" eingeladen hatte. Für Politiker steckt in diesem Vorgang übrigens eine frohe Botschaft: So schlimm kann es um ihr Ansehen gar nicht stehen, wenn sogar ihre Namens-Doubles noch als Werbeträger taugen.

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