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Politik: Hinter den Linden: Macht der Zitate

Bleiben wir beim Wahlkampf. Er verlangt den Planern vor allem dann viel Originalität ab, wenn harte Sachaussagen in eine nette Form gekleidet werden sollen.

Bleiben wir beim Wahlkampf. Er verlangt den Planern vor allem dann viel Originalität ab, wenn harte Sachaussagen in eine nette Form gekleidet werden sollen. Hierin übrigens liegt ein Stück Amerikanisierung, denn böses Dreinschlagen, rüpelige Breitseiten und Schläge unter die politische Gürtellinie kommen beim Volk immer weniger an. Eine Prise Derbheit ist in Passau willkommen, aber die Republik als Ganzes will eine Mischung aus Ernst und Selbstsicherheit, die vergrätzte Schienbeintritte eher vermeidet.

Auf der Suche nach knalligen Botschaften und ironisch-leichten Formen hat die Arbeitnehmerschaft der CDU, die Sozialausschüsse der CDA, sich jetzt etwas einfallen lassen. Ein "Aha!" scheint garantiert. Es rückt schließlich der 1. Mai näher, der Tag der Arbeit, ein ideales Datum für volksnahe Reden und kostenfreie Forderungen. "Erstmals verzichtet die CDA in diesem Jahr auf einen neuen Maiaufruf", erklärt jetzt der Sozialflügel der Union. Die Chance bewusst verpassen? Ausgerechnet zum 1. Mai nicht sagen, dass Edmund Stoiber der wahrere Freund des kleinen Mannes sei als Gerhard Schröder?

Nein, so einfach ist es natürlich nicht. Der Verzicht auf eine eigene Mai-Botschaft ist gekoppelt an eine Wiederholung. Die CDA macht sich nämlich den Maiaufruf des DGB von 1998 zu Eigen. "Für einen Politikwechsel" hieß der. Und genüßlich zitiert nun die Union, was damals der ja eng mit der SPD verbandelte DGB postulierte: "Deutschland braucht eine andere Politik: Die Menschen haben das Vertrauen verloren in eine Politik, die vorwiegend aus gebrochenen Versprechen und enttäuschten Erwartungen besteht. Massenarbeitslosigkeit und Sozialabbau gefährden den sozialen Frieden." So also erhebt man heutzutage seine Stimme. Man zitiert. Oh, wie böse! Ob es jemand merkt?

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