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Politik: Hinter den Linden: Vogels Outing

Hätten Sie das von Hans-Jochen Vogel gedacht? Nee, nicht wahr.

Von Robert Birnbaum

Hätten Sie das von Hans-Jochen Vogel gedacht? Nee, nicht wahr. Na gut, mit dem Wowereit, das hat ja der eine oder andere schon länger gewusst. Aber Vogel, der trockene Parteisoldat, einst als Fraktionschef gefürchtet als Besitzer eines schier unerschöpflichen Vorrats an Klarsichthüllen? Der Schöpfer eines Dezernentenwesens, das noch heute seine Spuren nach sich zieht in Gestalt von Titeln und Würden wie der des tourismuspolitischen Sprechers? Dieser Vogel?

Und doch stimmt es. Auch er hat bislang etwas verborgen. Halten Sie sich fest: Vogel, dieses Idealbild des deutschen Katasterbeamten, ist gar kein richtiger Germane. Wenige haben es bisher gewusst. In den einschlägigen Biografien wird seine Herkunft schlicht unterschlagen. Da taucht immer nur der Vater auf, ein Münchner Professor der Tierzucht und Milchwirtschaft. Die Mutter - Fehlanzeige. Erst vertiefte Recherche im Archiv der Sozialdemokratie fördert wenigstens den Namen zutage: Caroline Brinz. Herkunft - Fehlanzeige.

Doch in Vogels erstem Buch steht etwas. In einem von diesen Politikerbüchern, die - pardon - kein Mensch liest. Der Hans-Jochen Vogel stammt ganz früher mal aus Italien. Gastwirte, Bauern und Handwerker aus dem Friaul stecken in seinem Blut, im 18. Jahrhundert sind sie eingewandert nach Schwaben. Und deshalb konnte Hans-Jochen Vogel, als er den von ihm mitverfassten Zuwanderungsbericht der Süssmuth-Kommission vorstellte, mit Fug und Recht sagen: "Ich empfinde auch persönliche Genugtuung, weil ich mütterlicherseits aus einer Immigrantenfamilie stamme. Und das ist gut so!"

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