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Politik: Hinter den Linden: Weit gereist

Dass Werner Müller das Politikgeschäft in der Berliner Mitte grundsätzlich anders versteht als die meisten anderen, das ahnte man. Keine Hektik, keine Sprechblasen, die wie aus der Pistole geschossen aus dem Mund des Wirtschaftsministers quellen, sobald sich ihm ein Mikrofon nähert.

Von Antje Sirleschtov

Dass Werner Müller das Politikgeschäft in der Berliner Mitte grundsätzlich anders versteht als die meisten anderen, das ahnte man. Keine Hektik, keine Sprechblasen, die wie aus der Pistole geschossen aus dem Mund des Wirtschaftsministers quellen, sobald sich ihm ein Mikrofon nähert. Müller pflegt die Ruhe. Die Besinnlichkeit. Das Phlegma, wie so mancher Mitarbeiter in seinem Haus stöhnend behauptet, wenn mal wieder eilige Tischvorlagen abzustimmen sind und sich der Chef zum intensiven Studium des Textes erst einmal einen Zigarillo anzündet und ein Bachsches Klavierkonzert auflegt.

Nun allerdings scheint sich Müllers Arbeitsstil zu wandeln. Als dulde der Vorgang keinen Aufschub, beorderte er seinen neuen parlamentarischen Staatssekretär, den Sozialdemokraten Ditmar Staffelt, am Donnerstag in sein Urlaubsdomizil im idyllischen Kurort Bad Peterstal-Griesbach. Zweck der eiligen Reise ins Süddeutsche: Staffelt sollte pünktlich am Freitagmorgen, dem 1. März, seine Ernennungsurkunde aus Müllers Händen in Empfang nehmen. Zwar erwarten die Ministeriellen ihren Chef schon am Montag in Berlin zurück. Doch die Amtsübergabe erlaubte offenbar keine Stunde Zeitverzug.

Und so machten sich Staffelt, der Neue, und Siegmar Mosdorf, der Scheidende, auf den Weg ins schwarzwälder Renchtal, wo es ein spätes Abendmahl der drei Herren gab. Dann wurde gegen Mitternacht auf die letzten Minuten der Amtszeit von Staatssekretär Mosdorf angestoßen. Und gestern früh erhielt Ditmar Staffelt seine Ernennungsurkunde. Bevor es wieder zurück ins Berliner Politgeschäft ging.

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