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Politik: Hochwasser erreicht Chemiedreieck

Bitterfeld steht vor der Evakuierung / Mehrere Orte entlang der Elbe geräumt / Giftgasalarm in Tschechien

Dresden/Berlin (Tsp). Die Jahrhundertflut im Osten Deutschlands hat am Donnerstag das Chemiedreieck bei Bitterfeld erreicht. Die Bewohner der Stadt wurden auf eine Evakuierung vorbereitet. Das Städtchen Mühlberg wurde fast vollständig geräumt. In Magdeburg und Wittenberge wurde Katastrophenalarm gegeben. In Sachsen spitzte sich die Lage entlang der Elbe zu. In den Städten Pirna und Heidenau begann eine Evakuierungsaktion für 30 000 Bewohner in bedrohten Stadtteilen. In Dresden wurde mit einem Rekordwasserstand von nahezu neun Metern gerechnet. Insgesamt sind etwa 100 000 Menschen vor der Flut auf der Flucht.

In Bitterfeld brach ein Damm. „Das Wasser läuft auf die Stadt zu. Bitterfeld muss komplett geräumt werden", sagte der Innenminister von Sachsen-Anhalt, Klaus Jeziorsky. Vorerst wurden die Fluten in einen alten Tagebau geleitet. Landesumweltministerin Petra Wernicke sagte, die Gefahr einer Umweltkatastrophe bestehe nicht, „selbst wenn das Hochwasser das Areal mit den Chemiewerken erreicht“. Die Firmen hätten versichert, alle Vorkehrungen getroffen zu haben.

Dramatisch blieb die Lage in Sachsen. In den Fluten starben bis Donnerstag zehn Menschen. 34 Personen werden noch vermisst. Im kleinen Müglitztal südlich von Dresden wurden einige Ortschaften fast komplett von den Fluten mitgerissen. Vor akuter Lebensgefahr warnten die Behörden die Anwohner im Dresdner Stadtteil Gohlis, wo ebenfalls ein Dammbruch drohte. „Die Menschen unterschätzen die Gewalt der Wassermassen", sagte eine Sprecherin des Innenministeriums. In Pirna und Heidenau richteten die Behörden in der Nacht zum Freitag drei Zeltlager für Tausende Menschen ein.

Vom überfluteten tschechischen Chemiewerk „Spolana“ in Neratovice geht nach Einschätzung von Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) keine Verseuchungsgefahr für die Elbe aus. Der Minister hatte zuvor selbst die Befürchtung geäußert, das dort gelagerte Dioxin und Quecksilber könnte in die Elbe gelangen. In dem Ort war am Nachmittag Giftgasalarm ausgelöst worden.

Aufatmen konnten die Menschen in Ostbayern. In Regensburg sanken die Pegelstände, auch in Straubing hielten die Dämme stand. In Passau waren die Straßen schon wieder frei.

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