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Politik: Höfliche Feindschaft

Das erste Duell der CDU-Konkurrenten um die Spitzenkandidatur in Rheinland-Pfalz endet unentschieden

Mainz - Einen eindeutigen Punktsieger hat es nicht gegeben, als sich am Donnerstagabend in Mainz die beiden Anwärter auf die Spitzenkandidatur der rheinland- pfälzischen CDU für die Landtagswahlen 2006 zum ersten Rededuell trafen. Darin waren sich die rund 600 CDU-Mitglieder, die zur ersten von fünf Regionalkonferenzen in die Rheingoldhalle gekommen waren, weitgehend einig. Und viele zeigten sich enttäuscht von der Vorstellung der beiden Widersacher Christoph Böhr und Peter Rauen. „Wir hören viel zu wenig über Visionen und Ideen, dafür umso mehr über Personen“, klagte ein Mitglied.

Böhr und Rauen bemühten sich, die Wogen zu glätten. „Wenn wir nicht zur Geschlossenheit zurückkehren, brauchen wir bei den nächsten Wahlen überhaupt nicht anzutreten“, meinte Böhr und verlangte eine faire Auseinandersetzung. An deren Ende stehe ein Sieger, der dann von allen mitgetragen werden müsse. Dem stimmte Rauen ausdrücklich zu und bedankte sich beim Landes- und Fraktionsvorsitzenden, dass er den Weg zur Mitgliederbefragung über die Spitzenkandidatur frei gemacht habe.

Zuvor hatte die stellvertretende Landesvorsitzende Maria Böhmer leidenschaftlich an die Partei appelliert, die Vergangenheit ruhen zu lassen. „Viele haben sich über das, was in den vergangenen Wochen passiert ist, sehr geärgert. Wir haben hier in Rheinland-Pfalz halt viele kluge Köpfe und viele mit heißem Herz.“ Das sei wohl der Grund, warum es so gekracht habe. Sie erinnerte damit an die vergangenen Wochen, in denen mehrere Bezirksvorsitzende Christoph Böhr öffentlich zum Verzicht auf die Spitzenkandidatur aufgefordert hatten.

Diese favorisierten die Ludwigshafener Oberbürgermeisterin Eva Lohse, die sich aber zum Bleiben in Ludwigshafen entschlossen hatte. Erst dann warf der Trierer Bezirksvorsitzende seinen Hut in den Ring. In Mainz gestand der gelernte Maurer, nie mit einer Kandidatur geliebäugelt zu haben. „Meine Familie und ich wollten lieber an einer anderen Lebensplanung festhalten. Aber ich war noch nie jemand, der sich aus der Verantwortung gestohlen hat.“

Christoph Böhr formulierte eine Kampfansage an Ministerpräsident Kurt Beck (SPD). „Was Roland Koch und Peter Müller in ihren Ländern geschafft haben, können wir auch“, sagte er und räumte auch persönliche Schwächen ein. „Manche sagen, ich sei zu kühl, manche meinen, ich sei zu nachdenklich.“ Aber er sagte auch: „Ich bin wie ich bin.“ Böhr und Rauen versprachen, „sich zum Ziel gesetzt zu haben, die CDU wieder in die Regierungsverantwortung zu führen“. Was einen Zuhörer zu der nachdenklichen Bemerkung veranlasste: „Sie haben uns nur nicht verraten, wie sie das tun wollen und mit welchen Inhalten. So freut sich nur die SPD.“

Bis zum 25. Oktober stehen vier weitere Regionalkonferenzen bevor. Zum zweiten Aufeinandertreffen der beiden Kandidaten kam es am Freitagabend in Kaiserslautern. Im Anschluss an die Regionalkonferenzen können die 56 000 Parteimitglieder über die beiden Bewerber abstimmen. Wer die CDU in knapp zwei Jahren „als Spielführer“ und „ohne Eigentore“ in die Auseinandersetzung mit Kurt Beck führen wird, entscheidet ein Sonderparteitag am 12. November.

Stephan Lüke[Mainz]

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