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Politik: "Ich reise aus Verantwortung"

Der Bundestag hat über den Kosovo-Konflikt diskutiert.Mit dem PDS-Fraktionsvorsitzenden Gregor Gysi, der in Belgrad Gespräche mit Milosevic geführt hatte und nach Tirana weitergereist ist, sprach Klaus J.

Der Bundestag hat über den Kosovo-Konflikt diskutiert.Mit dem PDS-Fraktionsvorsitzenden Gregor Gysi, der in Belgrad Gespräche mit Milosevic geführt hatte und nach Tirana weitergereist ist, sprach Klaus J.Schwehn am Rande des Plenums.

TAGESSPIEGEL: In Bonn mehren sich die Stimmen, daß Milosevic in einem möglichen Friedensprozeß nicht mehr Gesprächspartner sein kann.Teilen Sie diese Auffassung?

GYSI: Es geht nicht darum, ob einem ein anderer Politiker gefällt.Es wird um Gespräche gehen müssen, die weiterführen.Man kann sich auch die Staaten nicht aussuchen; es kommt immer auf den Zweck an und darauf, Denkweisen zu verändern.Und deshalb sage ich: Wenn verhandelt wird - wetten, daß mit Milosevic verhandelt wird?

TAGESSPIEGEL: Kann Milosevic noch glaubwürdig sein?

GYSI: Das ist schwer einzuschätzen.Er weiß, daß er den Krieg nicht gewinnen kann.Wenn Friedensbemühungen jetzt von der NATO- auf UN-Ebene gehoben werden, verbreitern sich die Chancen.Es geht auch im Gesichtswahrung und darum, raus aus der Kriegslogik zu kommen.

TAGESSPIEGEL: Dem Westen geht es darum, den Krieg und damit den Frieden zu gewinnen...

GYSI: Davon hat soeben auch der FDP-Vorsitzende Gerhardt im Plenum gesprochen.Es geht nicht darum, einen Krieg zu gewinnen, es geht um den Frieden.

TAGESSPIEGEL: Was sagt Milosevic zu den Vertreibungen im Kosovo?

GYSI: Er sagt, sie flüchten vor den NATO-Bomben.Und wenn darauf verwiesen wird, daß Flüchtlinge im westlichen Fernsehen anderes schildern, ist seine Auffassung, es werde nicht die ganze Wahrheit dargestellt.

TAGESSPIEGEL: Wie begründet Belgrad insgesamt das Vorgehen seines Militärs?

GYSI: Nach Belgrader Auffassung ist ein Teil der Albaner auf der Seite der NATO und damit Kriegsgegner.

TAGESSPIEGEL: Sie reisen jetzt nach Albanien.Haben Sie eine Botschaft in der Tasche?

GYSI (zögert): Ich reise aus politischer Verantwortung.Und wenn man dazu auch eine Botschaft hat, dann geht die zunächst an den, an den sie adressiert ist, den es also angeht.

TAGESSPIEGEL: Besuchen Sie auch Moskau?

GYSI: Ich war ja vor kurzem erst dort.Aber ein neuer Besuch bietet sich an.Die Reise ist in Vorbereitung.

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