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Politik: „Ich vermisse ihn“

Ex-Präsident Clinton gedenkt vor 200 000 Menschen des ermordeten Ministerpräsidenten Rabin

Mehr als 200 000 Menschen haben in Tel Aviv der Ermordung des früheren israelischen Regierungschefs und Friedensnobelpreisträgers Jizchak Rabin vor zehn Jahren gedacht. „In den vergangenen zehn Jahren ist keine Woche vergangen, keine einzige Woche, in der ich nicht an ihn gedacht und ihn vermisst hätte“, sagte der ehemalige US-Präsident Bill Clinton bei der offiziellen Gedenkfeier auf dem nach Rabin benannten Platz. Ein jüdischer Extremist hatte Rabin vor zehn Jahren während einer Friedenskundgebung in Tel Aviv erschossen.

Zu Beginn der Gedenkfeier wurde die Rede abgespielt, die Rabin eine Stunde vor seiner Ermordung auf dem Platz gehalten hatte. Dicht an dicht drängten sich die Menschen vor der Bühne, manche ließen Luftballons in den israelischen Farben Weiß und Blau in den Himmel steigen. Während der Reden und der Auftritte mehrerer israelischer Künstler prangte im Hintergrund der Bühne ein überlebensgroßes Bild des früheren Ministerpräsidenten.

Clinton sagte, Rabin sei für ihn auch heute noch „so wirklich, wie er es an seinem letzten Tag auf Erden war“. Wenn der frühere Regierungschef noch hier sein könne, würde er sagen: „Wenn ihr wirklich glaubt, dass ich ein gutes Leben geführt habe, wenn ihr glaubt, dass ich im Tod ein edles Opfer gebracht habe, dann nehmt in Gottes Willen meine Arbeit auf und bringt sie zu Ende.“ Auf Hebräisch fügte Clinton hinzu: „Schalom Hawer“ („Lebewohl, Kamerad“). Der frühere US-Präsident nahm zusammen mit seiner Frau, der US-Senatorin Hillary Rodham Clinton, und seiner Tochter Chelsea an der Gedenkfeier teil.

Unterdessen hat die überraschende Wahl des Gewerkschaftsführers Amir Perez zum neuen Vorsitzenden der Arbeitspartei den amtierenden Regierungschef Ariel Scharon in Zugzwang gebracht. Perez wollte mit Scharon am Sonntag über einen Termin für vorgezogene Neuwahlen reden. Der Regierungschef bat daraufhin um eine Verschiebung des Treffens auf Donnerstag: Er will die zusätzlichen Tage nützen, um über seine persönliche Zukunft zu entscheiden.

Die neuesten Meinungsumfragen nach dem Sieg von Perez zeigen, dass die Arbeitspartei bei einer Neuwahl erheblich zulegen würde. Sie könnte ihre Mandatszahl von heute 19 mit einem Schlag verdoppeln. Der Likud dagegen kann die nächste Wahl, wenn überhaupt, nur mit Scharon an seiner Spitze gewinnen. Deshalb könnte es Scharon durchaus gelingen, die nationalistischen „Rebellen" doch noch zu disziplinieren. Das will er in den nächsten Tagen versuchen.

Perez steht auch außen- und sicherheitspolitisch sehr weit links. Er ist gegen die Siedlungen und für einen schnellstmöglichen Abzug auch aus dem Westjordanland. Er zählt zu den Gründern der „Frieden jetzt"-Bewegung, der Menschenrechtsorganisation B`tselem und zu den Initiatoren der „Genfer Initiative“ für einen israelisch-palästinensischen Frieden.

Unterdessen haben israelische Soldaten im Westjordanland einen bewaffneten Palästinenser erschossen. Nach Angaben der Streitkräfte entdeckten die Soldaten bei einer Patrouille durch die Stadt Dschenin drei bewaffnete Palästinenser und feuerten in deren Richtung. Bei späteren Hausdurchsuchungen sei dann ein Mann tot in seinem Haus aufgefunden worden.

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