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In der Stadt kommen Fremde zusammen.

© imago/Seeliger

In der Coronakrise als Hot Spots verschrien: Die Stadt als Schmelztiegel wird mehr gebraucht denn je

Die Gesellschaft wird diverser - und die Stadt ist der Ort par excellence, an dem Fremde zusammenkommen. Stärken wir sie! Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Gegenwärtig ist von „Stadt“ fast nur noch als Hot Spot der Pandemie die Rede. Dass Städte dynamische Orte sind, voller Kunst und Kultur und somit kulturelle Kontaktzonen, darüber hinaus europäische Transitzonen, gerät aus dem Blick. Ein Fehler.

Denn das Leben in ihnen – siehe Berlin als Weltmetropole – ist verbindendes Element einer zunehmend diversen Gesellschaft. Auch dadurch, dass sie zunehmend Anlaufpunkt von Geflüchteten und Migranten sind.

Stichwort „Sichere Häfen“, wie der Zusammenschluss von mehr als 200 deutschen Städten heißt, koordiniert von der Landeshauptstadt Potsdam, mit angeführt von Berlin, die sich noch mehr öffnen und mehr Menschen aufnehmen wollen.

Der Europäische Kulturinvestkongress hat dem Thema jüngst ein Forum gegeben, und das ist in diesen Zeiten besonders nötig. Die Herausforderung bleibt doch, dass sich die gewünschte Weltoffenheit und Transnationalität verbinden muss mit einer Antwort auf die Frage, wie Städte als Orte des Zusammenlebens gestärkt werden können.

Stadtgeschichte ist MIgrationsgeschichte

Stadtgeschichte ist ja seit alters her immer auch Migrationsgeschichte. Stadt war immer der Ort, wo die sesshafte Bevölkerung mit Fremden zusammentraf; ein Ort, an dem (auch einander) Fremde zusammenleben können – übrigens eine klassische Definition der Stadtsoziologie.

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Was also tun, um Städte zu stärken? Bürgerbeteiligung und Transparenz des (Regierungs-)Handelns ausweiten! Was sich, von der Pandemie vorangetrieben, durch die Möglichkeiten der fortschreitenden Digitalisierung anbietet. Beispielsweise Austausch über Begehren zunächst Online, mit der folgenden Verabredung zum Begehen der Orte, um die es geht. Solche Bürgerspaziergänge funktionieren, Potsdam zeigt es. Das lässt auch andere Themen zu.

Das Anderssein ist erstmal egal

Und mehr: Die Stadt mit ihren Umgangsformen ermöglicht, dass Fremde aus anderen Kulturen in die Stadtgesellschaft aufgenommen werden. Hier kennt nicht jeder jeden. Der Andere kann eine andere Religion haben, andere Kleidung, andere Sitten – das Anderssein, besagen Studien, ist erst einmal egal. Berlin ist ein lebendiges Beispiel.

Schwierig ist es, wenn die Herkunft aus unterschiedlichen Kulturkreisen es erschwert, dass man sich für den Anderen zuständig fühlt. Doch Solidarität, die eine Stadtgesellschaft zum Funktionieren braucht, bedeutet: Man muss sich kümmern (wollen).

Vor dem Hintergrund – Kultur als Trigger! Vielfältige Schnittstellen helfen durch gemeinsames Erleben; das sieht man jetzt, auch virtuell, immer deutlicher. Und das muss mehr denn je gefördert werden. Damit Vertrauen in den Fremden auch ohne persönliche Beziehung wächst, Vertrauen als Grundlage städtischen Lebens.

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