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Politik: In der Welt angekommen

Die Schweiz tritt als 190. Mitglied den Vereinten Nationen bei

Von Jan Dirk Herbermann, Genf

Am Dienstag öffnen sich für die Schweiz die Tore zur Welt: Auf der Sitzung der UN-Generalversammlung in New York wird sie als 190. Mitglied in die Weltorganisation aufgenommen. „Die Schweiz ist in vielen Bereichen ein Beispiel für das, wofür die Vereinten Nationen stehen: Toleranz, Friedfertigkeit, Multikultur“, lobt UN-Generalsekretär Kofi Annan. „Wir freuen uns auf eine gute Zusammenarbeit.“ Künftig wird in der Vollversammlung nur noch der Vatikan auf einem Beobachterposten sitzen – abgesehen vom Sonderfall Taiwan und der palästinensischen Autonomiebehörde.

Berns Politiker wissen, dass ihre Mitwirkungsmöglichkeiten in der riesigen Organisation begrenzt sind. Doch man will sich in Bereichen wie der humanitären Hilfe oder der Entwicklungszusammenarbeit engagieren. Den Auftritt seines Landes beim UN-Gipfel in Johannesburg wertet Außenminister Joseph Deiss als ersten Erfolg: „Als Delegation haben wir die Hauptprobe vor dem UN-Beitritt bestanden: Wir haben gezeigt, dass es auch für ein kleines Land möglich ist, sichtbar zu sein und Erfolge zu verbuchen.“

In der Bevölkerung hat sich die UN-Begeisterung allerdings abgekühlt. Zwar sagt immer noch eine Mehrheit Ja zu den UN. Aber nur noch 58 Prozent wollen schweizer Soldaten in UN-Truppen sehen. Im Vorjahr waren es fast 68 Prozent. Viele Bürger erwarten vor allem, dass ihr Land sich von seiner zunehmend ungeliebten Sonderrolle löst. Kein anderer Staat hatte sich so konsequent der Weltgemeinschaft verweigert wie die neutrale Eidgenossenschaft. Zwar war sie beim UN-Vorgänger, dem Völkerbund, vertreten. Doch nach dem Zweiten Weltkrieg stand eine Mitgliedschaft in der neugegründeten UN nicht zur Debatte. In einer ersten Abstimmung über einen Beitritt sagten 1986 drei Viertel der Schweizer Nein.

Besonders schmerzlich für die UN-Anhänger war das Nein aus Genf – der Stadtkanton beherbergt den europäischen Hauptsitz der UN mit Tausenden Arbeitsplätzen und Milliarden Franken Einnahmen pro Jahr. Schmähten Gegner die UN 1986 aber noch als Instrument zur Verbreitung des Kommunismus, verfingen diese Parolen bei der Abstimmung 2002 nicht mehr: Rund 55 Prozent der Eidgenossen sagten Ja zum Beitritt.

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