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Politik: In geheimer Mission

Von Hermann Rudolph Als „Held von Mogadischu“ hat er sich ins Gedächtnis der Bundesrepublik eingeschrieben. Und das zu Recht: Wie die Befreiung der von Terroristen entführten Lufthansa-Maschine im Terror-Herbst 1977 zu den Ereignissen in der Geschichte der Bundesrepublik gehört, die das Zeug zu einem Heldenlied haben, so hat Hans-Jürgen Wischnewski dabei gezeigt, dass man mit vollem Einsatz eine fast aussichtlose Situation wenden kann.

Von Hermann Rudolph

Als „Held von Mogadischu“ hat er sich ins Gedächtnis der Bundesrepublik eingeschrieben. Und das zu Recht: Wie die Befreiung der von Terroristen entführten Lufthansa-Maschine im Terror-Herbst 1977 zu den Ereignissen in der Geschichte der Bundesrepublik gehört, die das Zeug zu einem Heldenlied haben, so hat Hans-Jürgen Wischnewski dabei gezeigt, dass man mit vollem Einsatz eine fast aussichtlose Situation wenden kann. Es kommt hinzu, dass er in dieser Nacht im fernen Afrika der Rolle des Krisenbewältigers, die er davor und danach noch oft gespielt hat, den unbezweifelbaren Höhepunkt gegeben hat. Doch dieser Ruf überstrahlt, dass zum Bild von Wischnewski nicht nur der Troubleshooter gehört, sondern auch der Parteiarbeiter, der er stets gewesen ist.

Ein Mann für alle Fälle, in mehrerlei Hinsicht. Wischnewski ist für die Jahrzehnte zwischen Großer Koalition und dem Beginn der Ära Kohl ein unentbehrlicher Teil der SPD gewesen. Einerseits sondierte und vermittelte er, mit immer weiterem Aktionsradius – in den 70er Jahren in Afrika und der arabischen Welt, später auch in Mittelamerika, etwa in Nicaragua. Die Strecke der Fälle, die er einer Lösung entgegenführte, reicht von der Tochter des salvadorianischen Präsidenten bis zu entführten Firmenrepräsentanten in Irak. Andererseits gehörte er auch zum eisernen Bestand der SPD als regierender Partei. Er war schon in der Großen Koalition dabei – als Entwicklungshilfe-Minister. Als Bundesgeschäftsführer organisierte er die Wahl, die 1969 den Machtwechsel brachte. Nach 1974 war er erst recht unentbehrlich: Staatsminister im Außenministerium, dann im Kanzleramt. Schließlich, 1980, als sich der Erfolg schon neigte, wurde er sogar stellvertretender Parteivorsitzender.

Für ein solches Leben muss manches zusammenkommen. Bei Wischnewski ist es die Herkunft aus dem kleinen Beamtenmilieu, ein Schuss Berlin – hier ist er aufgewachsen, bis zum Abitur 1941 –, Krieg und Nachkrieg, schließlich – nach bayerischen Lehrjahren als Gewerkschafter – Köln, die Stadt, die ihm als Politiker den Rückhalt gab.

Die Behauptung, dass die Neigung zu seiner freihändigen Diplomatie von den Briefmarken gewachsen sei, die sein Vater für ihn sammelte, mag gut erfunden sein. Sie versinnbildlicht jedenfalls das Unabgehobene, das ihm bei allen seinen abenteuerlichen Missionen blieb. Übrigens begannen sie mit dem Eintreten des Juso-Bundesvorsitzenden für ein unabhängiges Algerien, Ende der 50er Jahre, damals noch gegen die Parteilinie. Das verschaffte ihm das Entrée in die arabische Welt und den Spitzn „Ben Wisch“. Seit Mitte der sechziger Jahren setzte er seine Kontakte auch für die Wiederaufnahme von Beziehungen zur arabischen Welt ein, auch zu den Palästinensern. Dabei stand er in der SPD doch eher auf der nicht- linken Seite – beim Parteitag 1983, in seinem Köln, stand er bei den 14 Unbeirrten, die in der Raketenfrage Helmut Schmidt die Treue hielten. „Mit Leidenschaft und Augenmaß“ heißen, durchaus programmatisch, seine Lebenserinnerungen. An diesem Mittwoch wird Hans-Jürgen Wischnewski 80 Jahre alt.

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