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Politik: In Washington und Berlin steigt die Bereitschaft, auf Distanz zum russischen Präsidenten zu gehen (Kommentar)

Die Ära Jelzin geht zu Ende, so oder so. In den nächsten zwölf Monaten stehen Parlaments- und Präsidentenwahlen an.

Die Ära Jelzin geht zu Ende, so oder so. In den nächsten zwölf Monaten stehen Parlaments- und Präsidentenwahlen an. Deshalb nimmt in Washington wie in Berlin die Bereitschaft zu, auf Distanz zu Jelzin zu gehen. Die Korruptionsvorwürfe verstärken diese Tendenz. Russische Politiker kommen und gehen, doch das Interesse des Westens an guten und verlässlichen Arbeitskontakten zu den jeweils Regierenden hat Bestand. Deshalb ist es verfehlt, US-Vizepräsident Al Gore oder anderen westlichen Politikern vorzuwerfen, sie seien russischen Kollegen, die nun unter Korruptionsverdacht stehen, zu nahe gekommen. Hätten sie etwa demonstrativ Distanz halten sollen - und sich dem Vorwurf aussetzen, die Demokratisierungsversuche nicht ausreichend zu unterstützen? Bestechungsvorwürfe in Moskau aufzuklären und Konsequenzen zu ziehen, ist Sache der Russen. Den Westen - und alle Staaten, die den Internationalen Währungsfonds (IWF) finanzieren - muss interessieren, ob IWF-Kredite zweckentfremdet wurden. Noch sind das Gerüchte. Doch wenn die Vorwürfe nicht schnell und glaubhaft entkräftet werden, ist der Ruf des IWF bedroht - und damit ein Fundament des internationalen Währungssystems. Das wiegt schwerer als das Schicksal einer russischen Regierung. Ein augenzwinkerndes Stillhalten gegenüber Moskau wäre kurzsichtig. Die Wahrheit muss ans Licht.

uk

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