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Integration: Studie: 45 Prozent der Türken fühlen sich in Deutschland unerwünscht

In Deutschland lebende Türken und türkischstämmige Einwanderer orientieren sich einer aktuellen Studie zufolge stärker an türkischen als an deutschen Werten. Besonders bei den jüngeren Deutschtürken ist eine "Rückbesinnung auf traditionelle Werte" zu beobachten.

Zwar gebe es bei gesellschaftlichen Grundwerten und Rechten wie Freiheit, Respekt und Frieden eine weitgehende Übereinstimmung zwischen Deutschen, Deutschtürken und Türken, sagte der Geschäftsführer des Meinungsforschungsinstituts Liljeberg Research International, Holger Liljeberg, am Donnerstag in Berlin. Auch seien die türkischstämmigen Einwanderer weitgehend in die Arbeits- und Bildungswelt integriert.

Dramatische Unterschiede gibt es der Studie zufolge aber bei kulturellen und religiösen Wertevorstellungen, etwa dem Rollenverständnis in der Familie oder der sexuellen Identität. Besonders bei den jüngeren Deutschtürken sei eine "Rückbesinnung auf traditionelle Werte" zu beobachten, sagte Liljeberg. Dies sei auch eine Gegenreaktion auf den gesellschaftlichen Druck zur Anpassung an die deutsche Gesellschaft.

Bei wichtigen Entscheidungen fragen 66 Prozent der Deutschen die Familie um Rat. Von den hier lebenden Türken tun dies 84 Prozent, von den Türken in der Türkei 88 Prozent. Ein Zusammenleben von Mann und Frau vor der Ehe lehnten acht Prozent der Deutschen ab, deutlich weniger als in der Gruppe der Türken hierzulande (47 Prozent) und in der Türkei (67 Prozent).

Auch verbringt nur jeder Vierte der befragten Türken in Deutschland der Studie zufolge nahezu täglich seine Freizeit mit Deutschen. Tradition stuften 65 Prozent der Deutschen als wichtig ein, aber 83 Prozent der Türken in Deutschland und sogar 90 Prozent ihrer Landsleute in der Türkei. Beim Thema Heimat zeigt sich unter den hier lebenden Türkischstämmigen ein Bild der Zerrissenheit: 62 Prozent gaben an, sie fühlten sich in Deutschland als Türke und in der Türkei als Deutscher.

Der Studie zufolge fühlen sich 45 Prozent der Türken hierzulande unerwünscht, 82 Prozent sind der Auffassung, dass die deutsche Gesellschaft stärker auf die Gewohnheiten türkischer Zuwanderer Rücksicht nehmen sollte.

Für die Vergleichsstudie "Türken in Deutschland" wurden 1000 Deutsche, in Deutschland lebende Türkischstämmige sowie in ihrem Heimatland lebende Türken befragt.

Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass eine Assimilation der hierzulande lebenden Türken und türkischstämmigen Einwanderer innerhalb der nächsten Generation nicht zu erwarten sei. Diese Bevölkerungsgruppe stehe "fest zu ihren kulturellen und religiösen Wurzeln und den türkischen Wertewelten" und sei auch nicht bereit, diese aufzugeben.

42 Prozent der Einwanderer planen der Umfrage zufolge eine Rückkehr in die Türkei. Die meisten von ihnen hätten aber keine konkreten Pläne. Nur vier Prozent wollten in den kommenden zwei Jahren in ihre beziehungsweise die Heimat ihrer Eltern zurück. Dabei ziehe es deutlich mehr junge als ältere Deutsch-Türken in die Türkei. (smz/AFP/ddp/dpa)

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