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Integration: Türkische Verbände fordern Doppelpass-Initiative

Die Pflicht für deutsch-türkische Jugendliche, sich mit dem 18. Lebensjahr für eine Staatsangehörigkeit entscheiden zu müssen, soll nach dem Willen mehrerer türkischer Verbände aufgehoben werden.

Der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland (TGD), Kenan Kolat, forderte am Dienstag in Berlin, die geltende Optionspflicht abzuschaffen und den Jugendlichen die Entscheidung selbst zu überlassen, ob sie eine Staatsangehörigkeit aufgeben wollen. Den neuen Einbürgerungstest lehnte Kolat ab. Die deutsche Wirtschaft forderte unterdessen einen leichteren Zuzug von ausländischen Fachkräften.

"Wir können diesen Jugendlichen nicht sagen, verzichte auf einen Teil Deiner Identität", sagte Kolat. "Es darf keinen Zwang zur Aufgabe einer Staatsangehörigkeit geben." Die TGD sowie der Bundesverband Türkischer Studierendenvereine und der Europäische Verband türkischer Akademiker (EATA) appellierten an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), eine Initiative zur Aufhebung der Optionspflicht zu starten. Merkel könne dadurch "wirklich die Bundeskanzlerin aller Bürgerinnen und Bürger Deutschlands werden", hieß es in dem Aufruf.

Entscheidung ab 18

Seit der Reform des Staatsangehörigkeitsrechts im Jahr 2000 erhalten in Deutschland geborene Kinder von Ausländern automatisch die deutsche Staatsbürgerschaft. Wenn sie 18 Jahre alt sind, müssen sie sich allerdings entweder für die deutsche oder die Staatsbürgerschaft ihrer Eltern entscheiden. Dies muss spätestens bis zum 23. Lebensjahr geschehen. Die Reform enthielt eine Übergangsregelung, wonach auf Antrag auch ausländische Kinder unter zehn Jahren zusätzlich den deutschen Pass erhalten konnten. Laut Kolat sind daher in diesem Jahr die ersten 3300 Jugendlichen, die 1990 geboren wurden, von der Optionspflicht betroffen.

"Wir sind Deutsche und Türken", sagte der Vorsitzende des Bundesverbands Türkischer Studierendenvereine, Serdar Yazar. "Die Frage nach der Identität erfordert kein Entweder-Oder." Die Unterschiede zwischen Deutschland und der Türkei würden immer geringer. Kolat sagte mit Blick auf den am Montag vorgelegten neuen Einbürgerungstest, die Türkische Gemeinde in Deutschland sei grundsätzlich gegen diese Form der Befragung und bevorzuge Einbürgerungskurse. In den Tests werde nicht nur Wissen abgefragt, sondern es gehe teilweise auch um Einstellungen. "Das finden wir nicht gut", sagte Kolat dem "Kölner Stadt-Anzeiger". Der innenpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Dieter Wiefelspütz, nannte den Fragenkatalog dagegen "harmlos". "Die Fragen sind insgesamt völlig unbedenklich", sagte er der "Mitteldeutschen Zeitung". (mhz/AFP)

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