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Bischof Markus Dröge ist seit 2009 Leiter der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz.

© Thilo Rückeis

Interview mit Bischof Markus Dröge: "Man darf AfD-Politiker nicht prinzipiell ausgrenzen"

Der Berliner Bischof Markus Dröge spricht sich gegen die Ausgrenzung von AfD-Politikern aus. Er fordert eine sachliche Auseinandersetzung.

Von Hans Monath

Der Bischof der evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Markus Dröge, hat sich gegen eine grundsätzliche Ausgrenzung der AfD ausgesprochen. "Man darf AfD-Politiker nicht prinzipiell ausgrenzen", sagte Dröge dem Tagesspiegel in einem Interview. "Wir müssen uns sachlich auseinandersetzen, auch wenn das schwer fällt mit Politikern, die stark auf Emotionen setzen", fügte er hinzu. Er glaube immer noch "an die Kraft der Aufklärung und daran, dass man mit kritischen Rückfragen und besseren Argumenten Menschen überzeugen kann".

Zwei Wochen vor der Abgeordnetenhauswahl in Berlin sagte Dröge, er erwarte von der Wahl "dass wir eine arbeitsfähige Koalition bekommen, die sich für eine offene Gesellschaft einsetzt". Den Wählerinnen und Wählern empfahl er, "sehr genau hinzuschauen, ob die Partei, die er wählt, Konzepte für das hat, was sie mit Parolen propagiert". Geprüft werden solle auch, ob die Partei "von Persönlichkeiten vertreten wird, denen man aufgrund der bisherigen Erfahrung und Bilanz ihres politischen Tuns zutraut, Konzepte tatsächlich umzusetzen". Zugleich betonte er, dass Bischöfe keine Wahlempfehlung abgeben würden.

In der Debatte über ein Verbot der Gesichtsverschleierung von muslimischen Frauen sprach sich der Bischof gegen ein Totalverbot aus. "Ich sehe Burka und Niqab sehr kritisch", sagte Dröge. Er glaube aber nicht, "dass ein generelles Verbot die richtige Form der Auseinandersetzung ist". In einer freien Gesellschaft müsse eine Person auch voll verschleiert durch einen Park laufen dürfen, meinte der Bischof und fügte hinzu: "Man kann ein Verbot nur funktional begründen." So könne es zum Beispiel nicht angehen, dass jemand ein Auto steuern wolle, aber seine Sicht einschränke, weil dies andere gefährdet. Auch dürfe niemand voll verschleiert eine Schule besuchen. Zur Begründung meinte Dröge: "Denn der Schleier verhindert Kommunikation und ganzheitliche Bildung."

Zugleich äußerte sich Dröge kritisch zu der von Innenpolitikern der Union vorangetriebenen Verbotsdebatte. Diese sehe "sehr nach Symbolpolitik aus", erklärte er: "Das ist nicht das, was wir zum jetzigen Zeitpunkt zwingend brauchen. Wir müssen uns mit den echten Integrationsproblemen befassen."

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