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Irak: "Chemie-Ali" hingerichtet

Der als „Chemie-Ali“ bekannte Cousin des früheren irakischen Präsidenten Saddam Hussein ist am Montag hingerichtet worden. Wie ein Regierungssprecher in Bagdad mitteilte, wurde Ali Hassan al Madschid gehängt. Er war erst vor einer Woche wegen eines Massakers im kurdischen Halabdscha zum vierten Mal zum Tode verurteilt worden.

Bagdad- Der als „Chemie-Ali“ bekannte Cousin von Saddam Hussein ist am Montag in Bagdad am Galgen hingerichtet worden. Der 69-jährige Ali Hassan al Madschid war ehemaliger Minister, Kommandeur und treu ergebener Berater des irakischen Diktators. Ihn habe „die gerechte Strafe ereilt“, erklärte Regierungssprecher Ali al Dabbagh im staatlichen irakischen Fernsehen.

Bei einer Serie von Selbstmordanschlägen auf drei internationale Hotels im Zentrum von Bagdad starben kurz darauf mindestens 38 Menschen. 74 Personen wurden teils schwer verletzt. Die Sprengsätze wurden der Polizei zufolge in Minibussen nahe dem Ishtar-Sheraton, dem Babylon-Oberoi und dem Al-Hamra gezündet.

„Chemie-Ali“, im August 2003 im Irak verhaftet, war vom obersten irakischen Strafgerichtshof in insgesamt vier Verfahren wegen Völkermords und weiterer Kriegsverbrechen mit dem Tod bestraft worden. Das letzte Todesurteil erging am Sonntag vor einer Woche. In diesem Verfahren war der brutale Giftgasangriff auf die kurdische Stadt Halabdscha im Jahr 1988 verhandelt worden. Damals starben rund 5000 Menschen qualvoll am eingeatmeten Gas. Im Juni 2007 war al Madschid bereits wegen seiner Verantwortung für die Militäroffensive gegen die Kurden 1988 zum Tod durch den Strang verurteilt worden. Weitere Todesstrafen erhielt er im Dezember 2008, weil er an der Niederschlagung des Schiitenaufstands nach dem Golfkrieg 1991 und an der Ermordung schiitischer Muslime 1999 beteiligt war.

Die drei Selbstmordanschläge auf die überwiegend von Ausländern bewohnten Hotels erfolgten in kurzen Abständen. Alle angegriffenen Gebäude lagen nahe der hoch gesicherten grünen Zone, innerhalb derer sich die irakische Regierung und das Parlament befinden. Auf Fernsehbildern war zu sehen, dass die Bombenschutz-Mauern vor dem Ishtar-Sheraton von der Druckwelle umgeworfen worden waren. Zahlreiche Firmen und ausländische Korrespondenten haben dort ihre Büros, mindestens 14 von ihnen starben.

Die zweite Bombe explodierte laut Polizei in der Garage des Hotel Babylon-Oberoi im Stadtviertel Karrada, was vor allem von irakischen Reisenden besucht wird. Hier tagen auch Regierungsbehörden. Vor dem Hotel Hamra im Stadtviertel Jadrija beschossen die Angreifer zunächst die Wachleute. Als sich die Angegriffenen hinter ihren Barrikaden duckten, sei ein Kleinbus vorgefahren, habe das Eingangstor durchbrochen und sei explodiert, hieß es aus dem Innenministerium. Mindestens 15 Menschen starben.

Am 7. März finden im Irak Parlamentswahlen statt. In der vergangenen Woche hatte eine von Schiiten dominierte Regierungskommission mehr als 500 Politiker, vor allem Sunniten, wegen angeblicher Verstrickung mit dem Saddam-Regime von der Wahl ausgeschlossen. Beobachter rechnen damit, dass die Zahl der Terroranschläge in den sechs Wochen bis zur Wahl weiter steigen wird. Bagdad war bereits 2009 mehrfach Schauplatz verheerender Attacken. Zuletzt starben im Dezember 127 Menschen, als Terroristen fünf große Bomben zündeten – unter anderem vor dem Arbeitsministerium und einem Justizzentrum.

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