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Jolie Nordirak

© dpa

Irak: Flüchtlingshelfer beklagen "schreckliche Zustände"

Mehrere unabhängige Organisationen haben Flüchtlingslager im Norden Iraks besucht. Sie kommen zu einem niederschlagenden Ergebnis: Die Menschen in den Lagern leben unter "furchtbaren Bedingungen". Die EU hätte Möglichkeiten zu helfen.

Flüchtlingshelfer haben "schreckliche Zustände" in drei Lagern an der syrisch-irakischen Grenze beschrieben. Fast 3000 Menschen lebten dort unter "furchtbaren Bedingungen", sagte Direktor Pieter De Gryse vom Flüchtlingswerk Flandern vor einer entscheidenden Sitzung der europäischen Innenminister zur Zukunft der Irak-Flüchtlinge am Donnerstag. Im Lager Al Waleed lebten 1700 Menschen in Zelten bei Frost im Winter und Wüstenhitze im Sommer. Die hygienischen Zustände seien schlecht und das Wasser aus Tankwagen kaum genießbar, sagte De Gryse in Brüssel.

Der Belgier De Gryse hatte die Lager zusammen mit Vertretern unabhängiger Organisationen aus Kanada, Australien, den USA, Malaysia, Tschechien und den Niederlanden besucht. "Regelrecht blockiert" seien die rund 800 Menschen im Lager Al Tanf zwischen den syrischen und den irakischen Grenzposten: Die Flüchtlinge seien auf einem etwa 25 Meter breiten und mindestens einem Kilometer langen Streifen zwischen eine viel befahrenen Straße und der Mauer eines Militärgeländes eingepfercht. Sie könnten weder vor noch zurück.

Völlig von der Außenwelt abgeschnitten

Als "besonders verzweifelt" schilderte der Augenzeuge die Situation der etwa 350 Menschen im Lager Al Hol auf syrischem Boden. Die Anlage sei zwar etwas menschenwürdiger. Die Flüchtlinge fühlten sich aber von der Welt abgeschnitten: "Dort ist noch niemand auf Dauer rausgekommen", sagte De Gryse. In allen drei Lagern lebten viele Palästinenser, die weder im Irak noch in Syrien erwünscht seien. "Vor allem die Palästinenser sagen: Niemand will uns, was sollen wir tun?", berichtete der Direktor des Flüchtlingswerks.

De Gryse sagte, auch die Lage der Iraker in Syrien und Jordanien außerhalb der Lager werde immer schwieriger: Ihr Erspartes schmelze dahin, arbeiten dürften sie nicht, von den Vereinten Nationen kommen nur begrenzte Unterstützung. "Die Familien sind sehr verängstigt", sagte De Gryse. "Sie setzen große Hoffnung in eine Ansiedlung in westlichen Ländern, auch wenn sie wissen, dass nicht Millionen dort eine neue Bleibe finden können." Die EU-Innenminister beraten am Donnerstag in Brüssel über einen solchen Schritt: "Wir finden wirklich, dass es sehr dringend ist", sagte De Gryse. (mhz/dpa)

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