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Irak: Häftlinge mit Folterspuren entdeckt

Erneut gibt es Foltervorwürfe im Irak. In einem Gefängnis sollen mehr als 160 Häftlinge entdeckt worden sein, von denen einige deutliche Zeichen von Misshandlungen aufwiesen. Dies berichtet der US-Nachrichtensender CNN.

Bagdad/Washington - CNN berief sich in dem Bericht auf den stellvertretenden irakischen Innenminister Hussein Kamal. Die Gefangenen waren den Angaben zufolge bereits am Sonntag von einer US- Militärpatrouille in dem vom Innenministerium kontrollierten Gebäude entdeckt worden. Er habe bei den Häftlingen «Zeichen von körperlicher Misshandlung durch brutale Schläge» gesehen, sagte Kamal. In einem oder zwei Fällen seien die Häftlinge querschnittsgelähmt gewesen.

Der US-Botschafter im Irak, Zalmay Khalilzad, und der Befehlshaber der Koalitionstruppen, General George Casey, sprachen laut CNN mit der irakischen Führung über den Fall. Regierungschef Ibrahim al- Dschafari versprach nach Angaben zufolge eine Untersuchung der Vorfälle in dem geheimen Gefängnis. Die Häftlinge wurden laut CNN den Koalitionstruppen übergeben.

US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld zog unterdessen Vorwürfe von zwei irakischen Gefangenen in Zweifel, sie seien in US-Gewahrsam in einen Käfig mit Löwen gesperrt worden. Dies sei ziemlich an den Haaren herbeigezogen, sagte Rumsfeld in Washington. Ehemalige Häftlinge würden von Terroristen angewiesen, über ihre Behandlung in US-Gewahrsam zu lügen. Dennoch werde den neuen Misshandlungsvorwürfen wie allen anderen nachgegangen, sagte Rumsfeld am Dienstag.

Zwei 35 und 37 Jahre alte Iraker hatten der «Washington Post» gesagt, sie seien im Jahr 2003 als Häftlinge brutal geschlagen, in einen Käfig mit Löwen gesperrt und erniedrigt worden. So hätten sie beispielsweise an einer Scheinexekution teilnehmen müssen.

Nach den Worten von Rumsfeld wird die Truppenstärke im Irak von derzeit 155 000 bis 160 000 Soldaten vor der irakischen Parlamentswahl am 15. Dezember nicht verringert. Sie liege über dem geplanten Stand von 138 000 US-Soldaten. Einen Zeitplan für den Abzug der Truppen aus dem Irak lehnte Rumsfeld erneut ab. «Man muss vorsichtig sein und die Terroristen nicht in der falschen Hoffnung wiegen, dass sie ausharren und uns überleben können», sagte Rumsfeld. Der US-Senat forderte inzwischen angesichts von mehr als 2000 gefallenen Soldaten und wachsenden Kriegskosten vom Weißen Haus erstmals regelmäßige Berichte über den Militäreinsatz im Irak.

Unterdessen gab das US-Militär am Dienstag bekannt, bei den schwersten Kämpfen seit Beginn der jüngsten Militär-Offensive im Westen des Irak seien mindestens 80 Aufständische getötet worden. Die Soldaten seien bei ihrem Vorstoß in die Stadt Ubeidi am Euphrat Anfang der Woche auf erbitterten Widerstand gestoßen. An der vor zehn Tagen gestarteten Offensive an der Grenze zu Syrien sind 1000 irakische und 2500 Koalitionssoldaten beteiligt. Auch drei amerikanische Soldaten seien bei den Kämpfen ums Leben gekommen. Drei weitere US-Soldaten starben nach US-Militärangaben am Dienstag bei der Detonation eines Sprengsatzes nordwestlich von Bagdad. (tso/dpa)

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