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Irak: Vier Selbstmordattentate durch Frauen

Mehr als 50 Tote haben Anschläge im Irak gefordert: Zunächst kam es zu einem Blutbad unter schiitischen Pilgern in Bagdad, später verübten Terroristen einen Bombenanschlag auf Kurden in Kirkuk.

Bagdad - Bei einer der blutigsten Anschlagsserien in jüngster Zeit sind im Irak am Montag mehr als 50 Menschen getötet und über 250 weitere zum Teil schwer verletzt worden. Die Anschläge bedeuten einen schweren Rückschlag für das Vertrauen der irakischen Öffentlichkeit in die verbesserte Sicherheitslage, die zuletzt ein Absinken der Gewalt auf den niedrigsten Stand seit über vier Jahren verzeichnet hatte.

Die Gewalt begann am Morgen in der Hauptstadt Bagdad. Drei Selbstmordattentäterinnen und eine am Straßenrand abgelegte Bombe zielten nach Polizeiangaben in kurzem Abstand auf die Teilnehmer einer schiitischen Wallfahrt zu Ehren eines im achten Jahrhundert verstorbenen Heiligen. Dabei wurden mindestens 32 Menschen getötet und 102 weitere verletzt, wie die Polizei mitteilte.

Die Anschläge ereigneten sich im überwiegend schiitischen Bezirk Karradah, mehrere Kilometer von der Pilgerstätte in Kasimija entfernt. Es waren die blutigsten Attentate in Bagdad seit dem 17. Juni, als bei einem Bombenanschlag 63 Menschen getötet wurden. Erst am Sonntag waren südlich von Bagdad sieben schiitische Pilger erschossen worden.

Die Behörden rechneten zum Höhepunkt der Wallfahrt am Dienstag mit mehreren zehntausend Pilgern und haben die Sicherheitsmaßnahmen in der Stadt drastisch verschärft. Nach Militärangaben wurden 100 000 irakische Sicherheitskräfte zum Schutz der Pilgerfahrt abgestellt. Sie sollen von US-Soldaten unterstützt werden. 200 Frauen, die als Freiwillige eingesetzt waren, sollten Pilgerinnen durchsuchen.

In der Stadt Kirkuk im Norden des Irak riss eine Bombe mindestens 15 Menschen in den Tod, 170 weitere wurden verletzt. Ziel des Anschlags war eine kurdische Protestkundgebung gegen den Entwurf eines neuen Wahlgesetzes für die Provinz.

Kurdischer Widerstand gegen eine Teilung der Macht im Provinzrat in Kirkuk hat die Verabschiedung des Gesetzes bislang verhindert. Auch hier wurde vermutet, dass die Bombe von einer Frau gezündet wurde. In der ölreichen Region Kirkuk leben Kurden, Turkmenen, Araber und Angehörige anderer Volksgruppen. Nach dem Anschlag feuerten Kurden Schüsse auf die Büros einer turkmenischen Partei, die sich dem Anspruch der Kurden auf Kirkuk widersetzt. Dabei wurde niemand verletzt. Die Büros wurden unter Polizeischutz gestellt.

Die US-Streitkräfte im Irak räumten unterdessen die Tötung von drei unbescholtenen Irakern ein. Die Getöteten seien rechtschaffene Bürger gewesen, hieß es in einem Untersuchungsbericht des US-Militärs. Nach dem Zwischenfall Ende Juni auf einer Zubringerstraße des Flughafens Bagdad hatten die Streitkräfte erklärt, es habe sich um Aufständische gehandelt, die einen Militärkonvoi beschossen hätten. Eine Kette von Missverständnissen habe zu dem tragischen Ergebnis geführt. „Weder die Soldaten noch die Zivilisten waren schuld.“ Der Wagen der drei irakischen Bankangestellten näherte sich der Untersuchung zufolge mit großer Geschwindigkeit dem Militärkonvoi und reagierte nicht auf Warnschüsse. Die Soldaten fühlten sich deshalb bedroht und eröffneten das Feuer.

Beim Wiederaufbau des Irak sind offenbar US-Steuergelder in Millionenhöhe versickert. Laut einem am Montag veröffentlichten Bericht des US-Generalinspekteurs für den Irak, Stuart Bowen, wurden mehrere Millionen Dollar verschwendet, weil Bauprojekte nicht vollendet wurden. Eine der beauftragten Firmen, die Parsons Delaware Inc., habe nur rund ein Drittel von 53 geplanten Projekten fertiggestellt. Die US-Armee hatte 2004 einen 900-Millionen-Dollar Auftrag an die Firma vergeben. Laut dem Bericht wurden 142 Millionen Dollar der bisher ausgezahlten Gelder für Projekte ausgegeben, „die entweder abgebrochen oder gestrichen wurden“. Einige seien später jedoch fertiggestellt worden. dpa/AFP/AP

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