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Irakkrieg: Brown: "Es war die richtige Entscheidung“

Der britische Premier Brown war als Schatzkanzler nie ein großer Befürworter des Irakkriegs. Nun verteidigt er den Einsatz vor dem Untersuchungsausschuss. Militärs erheben schwere Vorwürfe gegen ihn - drei Monate vor der Wahl.

Gordon Brown kam schnell zur Sache. „Der Irakkrieg war gerechtfertigt“, sagte er vor der Irak-Untersuchungskommission in London. „Ich glaube, wir trafen die richtige Entscheidung aus den richtigen Gründen“, sagte der Premier. Dann fügte er hinzu, was der damalige Premier Tony Blair, als er Ende Januar vor der Kommission war, nicht über die Lippen brachte: Bedauern. Er sprach von seiner Achtung für die Soldaten, die ihr Leben verloren, und „all denen, die in diesem Konflikt starben“. Anders als Blair kam Brown durch den Haupteingang.

Vorher schon hatte die Soldatenmutter Sue Smith in dem unscheinbaren Konferenzzimmer in der riesigen Kongresshalle Platz genommen. Unter 120 Zuhörern verfolgte sie die Anhörung, den Blick fest auf den breiten Rücken des Premiers gerichtet. Was sie wissen wollte, hatte sie am Morgen in der „Times“ wiederholt: „Sie waren damals Schatzkanzler, Sie hatten den Kassenschlüssel, warum also wurde nicht mehr Geld für die richtige Ausrüstung ausgegeben?“ Smith, deren 21-jähriger Sohn Patrick Hewitt im Juli 2005 im Irak bei einem Bombenanschlag auf einen Landrover-Konvoi getötet wurde, will, dass es eine spezielle richterliche Untersuchung der Finanzierung des Irakkriegs gibt. Sie behauptet, Brown habe 37 britische Soldaten auf dem Gewissen, die in „Snatch-Landrovern“ Patrouille fahren mussten, die gegen Stein- und Flaschenwerfer in Nordirland ausgerüstet waren, gegen Bomben irakischer Aufständischer aber keinen Schutz boten.

Nicht nur Smith, auch hochrangige Militärs erhoben in den Medien derartige Vorwürfe. Männer und Frauen seien ums Leben gekommen, weil nicht genug Geld da war, so der damalige Chef der Streitkräfte, Lord Guthrie.

Brown wies das alles zurück. Schon im Juni 2002 – acht Monate vor Kriegsbeginn – habe er mit Blair und Verteidigungsminister Hoon darüber gesprochen, dass die Suche nach einer diplomatischen Lösung scheitern könne. Er habe unterstrichen, dass eine militärische Aktion nicht an finanziellen Überlegungen scheitern dürfe. „Im Gegenteil. Ich machte klar, dass ich jede Option unterstützen würde, für die sich das Militär entscheidet.“

Er habe voll hinter dem Krieg gestanden, betont er. Es habe keinerlei Differenzen zwischen ihm und Blair gegeben. Er und das Kabinett seien immer voll informiert gewesen. Behauptungen, Blair habe das Kabinett im Dunkeln tappen lassen, könne er nicht verstehen.

Immer wider betont er, dass nie eine Forderung der Militärs abgeschlagen wurde. „Wir hatten zu jener Zeit einen steigenden Verteidigungshaushalt, und darüber hinaus wurden alle Anforderungen des Militärs erfüllt. Nie wurde eine dringende operative Bitte abgelehnt.“

Aber immer wieder zog er sich auch aus der Affäre, wich Fragen aus. Zu Treffen mit den Militärs schickte er damals seine Mitarbeiter. Von den Briefwechseln und Verhandlungen Premier Blairs mit dem amerikanischen Präsidenten George W. Bush wusste er nichts. „Natürlich ist es nicht meine Sache, welche Entscheidungen das Militär trifft“, sagte er und suggerierte damit, dass die Militärführung selbst schuld war, weil sie falsche strategische Entscheidungen bei ihren Beschaffungsprogrammen traf.

Am liebsten hätte Brown wohl noch mehr über die „Lektionen“ gesprochen, die man lernen könne, und sich dabei als besserer Staatsmann als Blair präsentiert. Sieben Jahre habe es gedauert, den Frieden zu gewinnen, bedauerte er. In Zukunft müsse die Bevölkerung bei solchen Kriegen viel schneller mit einbezogen werden. Am besten wäre es, wenn sich eine internationale Organisation darauf spezialisierte, Staaten nach Krisen wieder aufzubauen.

„Was Brown sagte, widerspricht direkt dem, was die Frontsoldaten und die Topmilitärs sagen“, kommentierte Nick Clegg, der Parteichef der Liberaldemokraten. Die Debatte um die Armeefinanzierung wird nun erst richtig losgehen.

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