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Politik: Iraks Führer wollen Terror den Boden entziehen

Konferenz zur nationalen Versöhnung in Bagdad verabschiedet „Ehrenerklärung“ / Streit über Frage der Autonomie für Schiiten

Bagdad - Bei einer Versöhnungskonferenz im Irak haben mehrere hundert einflussreiche Stammesführer zugesagt, den Aufständischen im Land ihre Unterstützung zu entziehen. Am Ende des eintägigen Treffens in Bagdad gelobten sie am Wochenende in einem feierlichen „Ehrenpakt“, die Einheit des Landes zu bewahren, Blutvergießen und Vertreibungen zu beenden und Extremisten festzusetzen. Ministerpräsident Nuri al Maliki hatte die Würdenträger aufgerufen, ihren Einfluss in der Gesellschaft zu nutzen und gegen die Aufständischen Position zu beziehen. Am Wochenende wurden landesweit bei Anschlägen und anderen Gewaltakten mindestens 25 Menschen getötet.

Zu der Konferenz waren mehrere Hundert Stammesführer angereist, die im Alltagsleben der Iraker eine große Rolle spielen. Beinahe jeder Iraker unterhält über die Abstammung väterlicherseits Beziehungen zu einem Stamm; Stammesmitglieder fühlen sich durch Blutsbande eng miteinander verbunden und sind dem Ehrenkodex ihres Stammes verpflichtet. Religiös sind Stammesmitglieder nicht festgelegt.

Vielen Stämmen gehören Schiiten und Sunniten zugleich an. Maliki beschwor die Stammes- und Clanverbände, eine „Schlüsselrolle im Kampf gegen den Terrorismus“ zu übernehmen. Sie seien Vorbild für die Gesellschaft.

Auf der Konferenz kam es erneut zum Streit über die Frage einer Autonomie für die Schiiten im Südirak. Der sunnitische Stammesführer Scheich Abdulrasak Suleiman forderte, die Einführung einer bundesstaatlichen Ordnung um mindestens fünf Jahre zu verschieben. Andernfalls sei die Einheit des Landes gefährdet.

Zuvor hatte sich der einflussreiche Schiitenpolitiker Abdel Asis al Hakim für eine größere Autonomie des Südens ausgesprochen. Dies wäre die einzige Garantie, dass die Schiiten nie mehr wie unter Ex-Präsident Saddam Hussein unterdrückt würden. Die Sunniten stehen einer Autonomieregelung für Schiiten und Kurden skeptisch gegenüber. Sie argwöhnen, dass sie von den Öleinnahmen aus deren Gebieten abgeschnitten würden.

Im Zentrum der Hauptstadt Bagdad starben bei einem Sprengstoffanschlag in der Nähe des vorwiegend von Ausländern bewohnten Hotels „Palästina“ mindestens fünf Menschen. Bei einem Selbstmordanschlag auf die Regierungszeitung „Al Sabah“ im Norden Bagdads wurden zwei Menschen getötet. Die Wucht der Explosion brachte einen Teil des Gebäudes zum Einsturz und zerstörte 20 Autos.

In der Region von Kirkuk etwa 250 Kilometer nördlich von Bagdad erschossen Aufständische vier Verkehrspolizisten. Bei einem erneuten Selbstmordanschlag auf den örtlichen Sitz der Partei von Präsident Dschalal Talabani wurde ein kurdischer Wächter getötet.

Und in Amarijah südlich von Baakuba starben vier Leibwächter des früheren sunnitischen Vize-Ministerpräsidenten Abed Motlak al Dschuburi im Feuer unbekannter Angreifer. Bereits am Samstag hatten Aufständische bei mehreren Gewaltakten mindestens neun Menschen getötet. AFP

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