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Italien: Erlaubte der Geheimdienst eine CIA-Entführung?

Vier Jahre nach der Verschleppung eines ägyptischen Terrorverdächtigen durch mutmaßliche CIA-Agenten in Italien hat die Staatsanwalt in Mailand den italienischen Geheimdienst schwer beschuldigt.

Rom - Der Militär-Geheimdienst Sismi habe seinerzeit eine "ausdrückliche Genehmigung" für die Entführung gegeben, sagte ein Staatsanwalt bei einer Vorverhandlung. Zugleich wies er die Forderung des Ex-Sismi-Chef Nicolo Pollari zurück, im Falle einer Hauptverhandlung Italiens Ministerpräsident Romano Prodi und dessen Vorgänger Silvio Berlusconi als Zeugen zu laden.

Die Staatsanwaltschaft beschuldigt Pollari sowie 26 CIA-Agenten, im Februar 2003 bei der Entführung des Geistlichen Abu Omar beteiligt gewesen zu sein. Abu Omar, der damals auch von der italienischen Justiz wegen Terrorverdachts beschattet wurde, war den Ermittlungen zufolge auf offener Straße in Mailand gekidnappt und in ein ägyptisches Gefängnis ausgeflogen worden. Anschließend sei er dort schwer gefoltert worden.

CIA-Agenten erschienen nicht vor Gericht

Die Richter in Mailand vertagten die Entscheidung, ob gegen die insgesamt 35 Beschuldigten eine Hauptverhandlung eröffnet wird. Sie lehnten aber zugleich die Forderung Pollaris ab, zu dieser Frage das römische Verfassungsgericht anzurufen. Pollari hatte bereits zuvor erklärte, er werde als "Sündenbock" und als "Opferlamm" missbraucht. Die beschuldigten CIA-Agenten erschienen nicht vor Gericht, die Mailänder Justiz hatte sich in Washington vergeblich um ihre Auslieferung bemüht.

Der Fall Abu Omar belastet seit längerem die Beziehungen zwischen Italien und den USA. Die US-Behörden hatten stets erklärt, der italienische Geheimdienst sei seinerzeit vor der Aktion informiert worden, was der damalige Ministerpräsident Berlusconi abstreitet. Auch die Staatsanwaltschaft in Ramstein (Rheinland-Pfalz) hatte in dem Fall zeitweise ermittelt, weil der CIA-Gefangenenflug mit dem Ägypter damals in Ramstein Zwischenstopp gemacht haben soll. (tso/dpa)

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