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© AFP

Italien: Lampedusa streikt gegen Flüchtlingslager

1200 Flüchtlinge drängen sich in einem Lager, das für 800 gemacht ist. Auf der Insel Lampedusa halten die Proteste ob der unmenschlichen Bedingungen und der schwindenden Einnahmen durch den Tourismus an. Ein Generalstreik soll nun den Druck erhöhen.

Die Proteste auf der süditalienischen Insel Lampedusa gegen die Notlage von Flüchtlingen gehen weiter. Nach italienischen Medienberichten demonstrierte die Inselbevölkerung am Dienstag mit einem zwölfstündigen Generalstreik gegen die Anweisung des Innenministeriums, alle ankommenden Flüchtlinge bis auf weiteres auf dem Eiland festzuhalten, um sie von dort direkt abzuschieben. Bisher wurden sie in andere Lager in Italien ausgeflogen.

Über 1500 Menschen beteiligten sich am Vormittag an einem Protestzug, Geschäfte und Schulen blieben geschlossen und der Schiffsverkehr wurde weitgehend unterbrochen. Zu Ehren der zahllosen Flüchtlinge, die jedes Jahr auf der gefährlichen Überfahrt von Nordafrika nach Italien ihr Leben verlieren, warfen die Demonstranten am Ende des Umzugs einen Blumenkranz ins Meer.

31.000 Immigranten kamen im vergangenen Jahr

"Wir brauchen keine Propaganda, sondern Fakten", erklärte der Bürgermeister der Insel, Bernardino De Rubeis während der Demonstration. Protestiert wird vor allem gegen die Errichtung eines neuen Abschiebelagers und die aus der neuen Regelung resultierende dauerhafte, heillose Überbelegung des existierenden Auffangzentrums für Flüchtlinge. So drängten sich am Dienstag in dem für rund 800 Insassen konzipierten Flüchtlingszentrum erneut mehr als 1200 Menschen.

Bereits am Montag hatte der Stadtrat der Insel in einer Sondersitzung beschlossen, den Rücktritt des italienischen Innenministers Roberto Maroni zu fordern. "Die Entscheidung ist eine notwendige Provokation, da die Regierung keine Rücksicht auf uns nimmt", erklärte der Bürgermeister. Denn Lampedusa wolle schließlich kein neues Alcatraz - die ehemalige Gefängnisinsel in der Bucht von San Francisco - werden. Um die Rückführung von Hunderten Tunesiern aus dem umstrittenen Lager zu besprechen, war Maroni am Dienstag zu Gesprächen nach Tunis gereist.

Am vergangenen Samstag waren Hunderte von Flüchtlingen aus dem Auffanglager ausgebrochen und hatten in einer beispiellosen Protestaktion gemeinsam mit den Inselbewohnern demonstriert. Auf der 20 Quadratkilometer großen Insel zwischen Sizilien und Nordafrika strandeten im vergangenen Jahr rund 31.000 Immigranten. (mpr/dpa)

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