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Italien: "Seltsame Komödie"

Berlusconis Kampf um die Macht hat sich in diesen Tagen zu einem gefährlichen Alleingang entwickelt.

Rom - Ununterbrochen gibt der Noch-Regierungschef im italienischen Fernsehen Interviews, beruft Pressekonferenzen ein und schreibt schließlich gar an eine der größten Tageszeitung des Landes, den «Corriere della Sera». Nur: Seine Bündnispartner scheinen es leid zu sein, Berlusconis Klammern an der Macht weiter zu unterstützen. Kaum einer seiner ansonsten getreuen Minister äußert sich noch zu dem Hickhack, selbst Außenminister Gianfranco Fini - der Berlusconi sonst wie ein Schatten folgt und als sein engster Berater gilt - scheint wie vom Erdboden verschluckt.

Öffentlich griff jetzt sogar Justizminister Roberto Castelli die Vorgehensweise des Noch-Regierungschefs an. Der hatte in seinem Brief an die Zeitung «Corriere della Sera» ein kurzzeitiges Bündnis mit Prodis Mitte-Links-Allianz vorgeschlagen. Nach dem Motto: Besser ein wenig Macht haben als überhaupt keine. Castelli ärgerte sich, Berlusconi habe diesen Vorschlag überhaupt nicht mit seinen Verbündeten abgesprochen. Mit derlei Alleingängen zerstöre er das Mitte-Rechts-Bündnis «Casa delle Libertà» (Haus der Freiheiten).

Das siegreiche Mitte-Links-Bündnis nimmt die absurde Situation hingegen überraschend gelassen hin. Romano Prodi sagte lediglich, Berlusconi müsse den Sieg der Linken anerkennen und mit dieser «seltsamen Komödie» aufhören: «Es ist Zeit, dass unsere Gegner ohne weitere Ungewissheiten den Sieg der Koalition anerkennt, die die Ehre hat, das Land zu regieren.» Allerdings wirkt er mittlerweile etwas genervt, eine echt Siegesfeier hat ihm Berlusconi durch sein Gerede von «Wahlbetrug» gründlich vermasselt.

Dabei ist rein rechnerisch ein Wahlsieg der Rechten gar nicht mehr möglich. Zwar hat Prodi mit nur 25 000 Stimmen Vorsprung in der Abgeordnetenkammer gewonnen, aber auch das Nachzählen von rund 2100 Stimmzetteln kann an dem Ergebnis nichts mehr rütteln.

Woher Berlusconi seine sprichwörtliche Selbstüberzeugung und den ewigen Optimismus nimmt, ist wohl selbst seinen Verbündeten ein Rätsel. «Ich wäre bereit, noch einmal Ministerpräsident zu werden und ich warte gespannt - wie halb Italien auch - dass die Resultate endlich herauskommen», erklärte der Multimillionär zuletzt. Und sein Bündnis sei sowieso «der moralische Sieger» der Wahlen. (Von Carola Frentzen, dpa)

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