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Politik: Jelzin-Vertrauter Pawel Borodin entlassen - Schoigu befördert. Erbitterte Kämpfe in Tschetschenien

Mit Blick auf den Wahlkampf in Russland hat Übergangspräsident Wladimir Putin die Regierungsspitze umgebildet und den unter Korruptionsverdacht stehenden Kreml-Finanzchef Pawel Borodin entlassen. Putin stärkte am Montag den Reformflügel in der Regierung, indem er den bisherigen Finanzminister Michail Kasjanow gleichzeitig zum einzigen stellvertretenden Ministerpräsidenten ernannte.

Mit Blick auf den Wahlkampf in Russland hat Übergangspräsident Wladimir Putin die Regierungsspitze umgebildet und den unter Korruptionsverdacht stehenden Kreml-Finanzchef Pawel Borodin entlassen. Putin stärkte am Montag den Reformflügel in der Regierung, indem er den bisherigen Finanzminister Michail Kasjanow gleichzeitig zum einzigen stellvertretenden Ministerpräsidenten ernannte. Von diesem strategisch wichtigen Posten lenkt Kasjanow nunmehr maßgeblich die marktwirtschaftlichen Reformen.

Dagegen degradierte Putin den bisherigen Ersten Vize-Regierungschef Nikolai Aksjonenko, der als Günstling des einflussreichen Finanzmagnaten Boris Beresowskij gilt, auf den Posten des Eisenbahnministers. Putin, amtierender Staatschef bis zur vorgezogenen Präsidentenwahl am 26. März, ist zugleich weiterhin Ministerpräsident.

Die Regierungsumbildung sei "vorübergehend und für die Vorwahlzeit konzipiert", sagte Putin, der derzeit als klarer Favorit für das Präsidentenamt gilt. Borodins Entlassung könnte auf ein energisches Vorgehen Putins gegen Korruption in den obersten Machtetagen in Russland hinweisen. Die Entlassung Borodins sei eine "persönliche Initiative" Putins gewesen, sagte Regierungssprecher Michail Koschuchow. Dieser wolle nicht, dass "Wladimir Putin mit der bisherigen Präsidentenmannschaft in Verbindung gebracht wird".

Borodin, bislang Leiter der Abteilung für Immobilien und Dienstleistungsbetriebe des Kremls, steht im Zentrum von Korruptionsvorwürfen gegen den Kreml und die Familie des früheren Präsidenten Boris Jelzin. Putin hatte vergangene Woche bereits Jelzins einflussreiche Tochter Tatjana Djatschenko als Beraterin im Kreml entlassen, die ebenfalls in die Affäre verwickelt sein soll.

Borodin wird von der russischen Justiz verdächtigt, Schmiergelder in Höhe von mehreren Millionen Dollar von dem Schweizer Bauunternehmen Mabetex für lukrative Renovierungsaufträge im Kreml erhalten zu haben. Borodin verwaltete seit 1993 unter anderem Regierungsgebäude, Restaurants, Hotels, Kreml-Kliniken, Baufirmen, Dienstleistungsbetriebe und den Fuhrpark des Kreml. Borodin soll nach Angaben Putins künftig "Staatssekretär der Union Russlands und Weißrusslands" werden.

Der Minister für Katastrophenschutz, Sergej Schoigu, wurde zusätzlich zum Vize-Ministerpräsidenten ernannt. Schoigus Partei Einheit hatte bei der Parlamentswahl im Dezember überraschend den zweiten Platz belegt. Schoigu hatte sich gegen ein Duma-Mandat und für die weitere Arbeit in der Regierung entschieden.

Unterdessen haben sich nach der tschetschenischen Gegenoffensive russische Streitkräfte am Montag in mehreren Teilen der Kaukasusrepublik schwere Gefechte mit den Rebellen geliefert. Heftig umkämpft waren nach Militärangaben vor allem die bereits vor Wochen von den Russen eroberten Orte Argun und Schali. Das russische Militär verstärkte wieder seine Angriffe in der Hauptstadt Grosny und dem Süden des Landes. Unterdessen gestand Moskau erstmals seit Kriegsbeginn eigene hohe Verluste ein.

Über die Lage in Argun und Schali gab es zunächst widersprüchliche Angaben. Der russische General Viktor Kasanzew sagte, seine Truppen hätten in dem östlich von Grosny gelegenen Argun einen Angriff von etwa 300 Rebellen abgewehrt. Die Stadt sei völlig unter russischer Kontrolle. Gleichzeitig sagte er aber, Soldaten würden Argun noch auf der Suche nach Rebellen durchkämmen. Tschetschenische Kämpfer erklärten dagegen, sie herrschten über Argun. Nach Angaben Kasanzews gewannen die russischen Truppen auch in Schali die Oberhand. Dagegen meldete die Nachrichtenagentur ITAR-TASS unter Berufung auf Militärkreise, in der Stadt tobten schwere Kämpfe.

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