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Joschka Fischer: Abschied nach Princeton

Ex-Außenminister Joschka Fischer hat sich von der Grünen-Fraktion im Bundestag verabschiedet. "Ich habe mich auf diesen Tag gefreut und doch ist er voller Wehmut," sagte der langjährige "Übervater" der Grünen, der in Princeton eine Professur antritt.

Berlin - Der politische Abschnitt seines Lebens sei "definitiv" zu Ende. Er habe sich das gut überlegt. "Ich werde jetzt Privatmann sein." Fischer übernimmt im Herbst eine Gastprofessur an der renommierten Princeton-Universität in den USA. Sein Bundestagsmandat wird er deshalb im Sommer niederlegen.

"Alle Überlegungen, der kommt wieder zurück, können Sie vergessen: Die Tür ist zu und der Schlüssel wird umgedreht und weggeschmissen", sagte Fischer. Dies bedeute für ihn kein Abschied von den Grünen oder der Fraktion, der er erstmals 1983 angehörte. Vielmehr werde er als "älterer Herr" seiner Partei und Fraktion verbunden bleiben und sich bei Bedarf auch an Diskussionen beteiligen, "aber immer vom Altenteil aus".

Ironischer Dank für den "vielen Streit"

Der ehemalige Außenminister begründete seinen Schritt damit, "dass in der Demokratie alles auf Zeit ist". Er sei seiner Fraktion und seiner Partei "unendlich dankbar", betonte er und bescheinigte den Grünen, "Großartiges geleistet" zu haben. Insbesondere in den sieben Jahren ihrer Regierungsbeteiligung hätten sie die Republik zum Guten verändert. "Da bin ich doch sehr stolz darauf", betonte Fischer. Aber zugleich bedankte sich Fischer bei den Grünen "für den vielen Streit". Er sagte: "Ja, ich war oft wundgerieben."

Fischer zeigte sich überzeugt, dass die Grünen "früher als viele gedacht haben" wieder in Regierungsverantwortung kommen werden. Mit Blick auf die vorgezogenen Neuwahlen, die Fischer den Ministerposten kosteten, versicherte er, es gebe "keinen Blick zurück im Zorn". Vielmehr regte er eine Dreier-Koalition in einer künftigen Legislaturperiode an, um die große Koalition abzulösen, falls länger fünf Parteien im Parlament blieben. "Da sehe ich unseren Laden gut gerüstet," sagte Fischer.

"Schweres" Abschiedsgeschenk von der Franktion

Als Abschiedsgeschenk der Fraktion erhielt Fischer zwei Kisten Rotweine, eine Kiste mit italienischem und eine mit deutschem Wein. Fraktionschefin Renate Künast sagte, die Fraktion habe Fischer den Abschied so schwer wie möglich machen wollen - deshalb die schweren Kisten. Von der Partei wiederum überreichte die Vorsitzende Claudia Roth zwei CDs der Gruppe "Ton Steine Scherben" und einen i-pod als Geschenk an Fischer.

Fischers Sitz im Bundestag erhält als Nachrücker Grünen-Vorstandsmitglied Omid Nouripour. Der 31-jährige Deutsch-Iraner, der sich viel mit Migrationspolitik befasst, kommt über die Landesliste Hessen erstmals in den Bundestag. Fischer sprach von einer "sehr guten Besetzung". Es sei toll, dass ein junger Abgeordneter aus Frankfurt am Main seinen Sitz übernehme. (tso/AFP/ddp)

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