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Marian Kocner, der mutmaßliche Drahtzieher des Mordes an dem Enthüllungsjournalisten Jan Kuciak, wurde freigesprochen.

© Petr David Josek/dpa

Journalistenmord in der Slowakei: Unternehmer im Fall Jan Kuciak freigesprochen

Vor zwei Jahren wurde ein Investigativ-Journalist in der Slowakei erschossen. Die Mörder wurden nun verurteilt, der vermutete Auftraggeber hingegen nicht.

Mit Schuldsprüchen für die unmittelbaren Mörder, aber einem überraschenden Freispruch für den vermuteten Drahtzieher hat der slowakische Journalistenprozess am Donnerstag ein umstrittenes Ende gefunden.

Der Unternehmer Marian Kocner wurde zwar des illegalen Waffenbesitzes schuldig gesprochen. Dass er den Mord am Enthüllungsjournalisten Jan Kuciak bestellt und bezahlt habe, wie die Anklage lautete, erachtete das Gericht aber nicht für bewiesen.

Auch der Angeklagten Alena Z. konnte nicht zweifelsfrei bewiesen werden, dass sie in Kocners Auftrag den Mord organisiert habe. Die Staatsanwaltschaft kann gegen das Urteil noch Berufung einlegen.

In dem Prozess ging es um die Ermordung des Investigativ-Journalisten Jan Kuciak und seiner Verlobten Martina Kusnirova am 21. Februar 2018. Die beiden 27-Jährigen wurden in ihrem Haus erschossen. Angeklagt waren der Unternehmer Kocner als mutmaßlicher Auftraggeber des Mordes sowie Alena Z. als mutmaßliche Organisatorin und ein nun als Mittäter schuldig gesprochener Ex-Polizist.

Der slowakische Investigativ-Journalist Jan Kuciak wurde 2018 erschossen.

© Vladimir Simicek/AFP

Ausgeführt hatte den Mord der Ex-Soldat Miroslav Marcek, der deshalb im April zu 23 Jahren Gefängnis verurteilt wurde. Der Todesschütze und ein weiterer Mittäter hatten Geständnisse abgelegt. Vor der Urteilsverkündung wurde gemutmaßt, dass Kocner bis zu 25 Jahre Haft drohen.

Kuciak hatte über zwielichtige Geschäfte des Millionärs Kocner berichtet – unter anderem mit der italienischen Mafia –, aber auch über andere Verfilzungen von Politik und Geschäftemacherei geschrieben.

Eine erst nach seinem Tod veröffentlichte Reportage löste 2018 Massendemonstrationen gegen Korruption aus und führte zum Rücktritt der damaligen Regierung unter Ministerpräsident Robert Fico. Die Proteste ebneten zudem den Weg für die Wahl der Rechtsanwältin und Anti-Korruptions-Aktivistin Zuzana Caputova zur Präsidentin des Landes.

Der Auftragsmord hatte in diesem Jahr dann nicht nur Politik, sondern auch die slowakische Justiz erschüttert. Es gab eine Verhaftungswelle – die Polizei nahm zahlreiche hochrangige Richter fest, da diese vom mutmaßlichen Drahtzieher Kocner bestochen worden sein sollen. (dpa, AFP, Tsp)

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