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Michael Glos

© AFP

Kabinett: Wirtschaftsminister Glos bietet Rücktritt an

Bundeswirtschaftsminister Michael Glos will zurücktreten. In einem Brief an CSU-Chef Horst Seehofer stellte er am Samstag sein Amt zur Disposition. Kanzlerin Merkel hatte er bereits am Vormittag telefonisch informiert.

Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) hat dem CSU-Vorsitzenden Horst Seehofer seinen Rücktritt angeboten. Sein Sprecher und das Ministerium bestätigte am Samstag einen entsprechenden Bericht der "Bild am Sonntag". "Ich bitte dich, mich von meinen Ministerpflichten zu entbinden", schreibt Glos nach Informationen der Zeitung in einem Brief an den bayerischen Ministerpräsidenten und CSU-Chef. Glos habe am Samstagnachmittag Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in einem Telefongespräch von seinem Brief an Seehofer unterrichtet. Der 64-Jährige begründete seinen Schritt dem Bericht zufolge mit seinem Alter und mit dem von Seehofer angestrebten personellen Neuanfang. Die Entscheidung über den genauen Zeitpunkt liege nun bei Seehofer.

Seehofer sagte, er wolle nun zunächst mit Glos sprechen. Vorher könne er zu der Angelegenheit gar nichts sagen. Der CSU-Chef zog sich dafür von der Münchner Sicherheitskonferenz in die Staatskanzlei zurück.

"Es ist richtig, dass Herr Glos sein Ministeramt angeboten hat", sagte eine Ministeriumssprecherin auf Anfrage. Damit wolle der CSU-Politiker den Weg freimachen, möglicherweise schon mit einer anderen Person auf diesem Posten in den Bundestagswahlkampf zu gehen.

Glos verzichtet auch auf kommende Kabinettsposten

Laut "Bild am Sonntag" hat Glos dem CSU-Vorsitzenden schriftlich den Rücktritt angeboten. "Bereits vor dem großen Neuanfang in der Bayerischen Staatsregierung und an der Parteispitze hatte ich dir angeboten, auch über mein Ministerium disponieren zu können. Ich bitte dich, mich von meinen Ministerpflichten zu entbinden", zitiert das Blatt aus dem Schreiben. Glos habe am Samstagnachmittag Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in einem Telefongespräch von seinem Brief an Seehofer unterrichtet.

Als Grund für seinen Schritt nannte der Minister auch die Frage der personellen Glaubwürdigkeit. Dazu gehöre auch, "vor der Wahl genau zu wissen, welche Personen nach der Wahl für führende Ämter zur Verfügung stehen. Da ich in diesem Jahr mein 65. Lebensjahr vollende, entspricht es meiner Lebensplanung, nach dem 28. September keinem Kabinett mehr anzugehören." Deshalb wolle er jetzt vom Amt entbunden werden. Dem neuen Bundeskabinett ab Herbst wolle er nicht mehr angehören.

Minister geht ohne Groll

In dem Brief mache der Minister auch deutlich, dass er ohne Groll gehe, berichtete die "Bild am Sonntag" weiter: "Die Arbeit als Bundesminister für Wirtschaft und Technologie ist der Höhepunkt meines politischen Lebens, und ich bin dankbar, dass ich die Weichen stellen konnte. Vor allen Dingen war es mir wichtig, in der Finanz- und Wirtschaftskrise wirkungsvolle Maßnahmen, die auch meine Handschrift tragen, rasch durch- und umzusetzen."

Glos ist seit 2005 der erste CSU-Bundeswirtschaftsminister in der bundesdeutschen Geschichte. Zuvor hatte der damalige CSU-Chef Edmund Stoiber nach der vorgezogenen Bundestagswahl einen Wechsel als Wirtschaftsminister nach Berlin abgelehnt. Glos gilt als Vertreter einer konservativ ausgerichteten Wirtschaftspolitik, der aber in der großen Koalition nur wenige Akzente setzte. Zu inhaltlichen Auseinandersetzungen kam es häufig mit seinem Amtskollegen Umweltminister Sigmar Gabriel (SPD). Vor seiner Tätigkeit als Minister war Glos lange Jahre Chef der CSU-Landesgruppe im Bundestag. (goe/ddp/AFP/dpa)

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