zum Hauptinhalt

Politik: Kairo legt keinen Wert auf EU-Besuch

Kairo/Brüssel - Die ägyptische Regierung reagiert zunehmend gereizt auf politische Forderungen aus den USA und Europa nach umfassenden und schnellen Reformen. Er verwahre sich gegen alle Versuche der Vereinigten Staaten, dem treuen Verbündeten Ägypten seinen Willen aufzuzwingen, sagte Außenminister Ahmed Aboul Gheit .

Kairo/Brüssel - Die ägyptische Regierung reagiert zunehmend gereizt auf politische Forderungen aus den USA und Europa nach umfassenden und schnellen Reformen. Er verwahre sich gegen alle Versuche der Vereinigten Staaten, dem treuen Verbündeten Ägypten seinen Willen aufzuzwingen, sagte Außenminister Ahmed Aboul Gheit . Gleichzeitig verweigert der ägyptische Chefdiplomat bisher seine Zustimmung zu einem Besuch der EU-Außenbeauftragten Catherine Ashton, die Anfang nächster Woche von Tunis aus nach Kairo reisen will. Er würde es vorziehen, „im Februar keine ausländischen Gäste zu empfangen“, ließ er nach Angaben aus EU-Kreisen in Brüssel ausrichten.

Im Mittelpunkt der Ashton-Reise soll vor allem der hochsymbolische Kontakt mit der ägyptischen Opposition stehen. Strittig und Gegenstand mehrerer Gespräche im Vorfeld – unter anderem in New York mit US-Außenministerin Hillary Clinton, aber natürlich auch mit den europäischen Kollegen – war dabei die Frage, ob auch die Organisation der Muslimbrüder zum Verhandlungspartner wird. Ob diese sogenannte gemäßigte Islamisten sind oder eben doch einen Gottesstaat à la Iran errichten würden, ist bisher kaum einschätzbar. In Brüssel hat man sich nun offenbar darauf verständigt, so deutete es zumindest der hohe EU-Diplomat ein, „mit denen zu sprechen, mit denen auch der ägyptische Vizepräsident Omar Suleiman spricht“. Ob das auch gilt, nachdem die Muslimbrüder ihrerseits die Gespräche mit Suleiman auf Eis gelegt haben, ist allerdings unklar.

Nach Presseberichten führte US-Präsident Barack Obama ein sehr erregtes Telefonat mit Saudi-Arabiens König Abdullah, der sich momentan in Marokko aufhält. Der 86-jährige Monarch forderte Obama auf, Präsident Mubarak nicht zu demütigen und drohte, sein Land werde finanziell einspringen, falls die USA ihre Militärhilfe für Ägypten einstellen sollten.

Die Demonstranten auf dem nach wie vor gut gefüllten Tahrir-Platz errichteten unterdessen vor dem Parlament eine zweite Zeltstadt. Am Donnerstag kam es zudem in zahlreichen Städten zu Streiks von Arbeitern und Angestellten für höhere Löhne. Zehntausende Beschäftigte legten ihre Arbeit nieder, in Kairo und Alexandria, aber auch in der Texilstadt Mahalla al-Kubra im Delta, sowie in Port Said, Suez und Ismailia entlang des Suezkanals. Unter den Streikenden waren auch 6000 Techniker der Suez-Kanal-Behörde, einem der wichtigsten Devisenbringer des Landes. In den nächsten Tagen wollen sich auch die Busfahrer in Kairo und die Angestellten der ägyptischen Eisenbahn dem Ausstand anschließen. M.G./chz

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false