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Kandidaten-Kür: Wird Tony Blair neuer Präsident der Weltbank?

Der noch amtierende englische Premierminister Tony Blair ist als Nachfolger von Paul Wolfowitz bei der Weltbank im Gespräch. Experten sehen allerdings andere Kandidaten vorne.

London - "Er ist klar einer der Leute, über die gesprochen wird", sagte der Wirtschafts-Nobelpreisträger und frühere Chefökonom der Weltbank, Joe Stiglitz, dem Sender BBC. Blair hatte im Mai seinen Rücktritt als Regierungschef zum 27. Juni erklärt.

Er selbst würde sich allerdings nicht für Blair entscheiden, sagte Stiglitz. "Ich würde die Prioritätenliste mit jemandem beginnen, der wirklich Erfahrung in der Entwicklungszusammenarbeit hat." Traditionell wurde das Amt des Weltbank-Präsidenten bislang von den USA besetzt, die größter Kapitalgeber der Bank sind. Der bisherige Präsident Paul Wolfowitz tritt nach Vorwürfen der Günstlingswirtschaft zurück.

Als weitere mögliche Nachfolger wurden in US-Medien unter anderem der ehemalige US-Vizeaußenminister Robert Zoellick, der derzeitige stellvertretende Finanzminister Robert Kimmitt und der einstige republikanische Mehrheitsführer im Senat, Bill Frist, genannt.

Bush bedauerte den Rücktritt Wolfowitz'

Nach wochenlangem Hin und Her wegen des Vorwurfs der Günstlingswirtschaft hat Paul Wolfowitz für Ende Juni seinen Rücktritt als Weltbankpräsident angekündigt. Im "besten Interesse" der Weltbank scheide er am 30. Juni aus dem Amt, erklärte Wolfowitz. Das Weltbank-Direktorium akzeptierte in einer Erklärung die Entscheidung und räumte Fehler auf beiden Seiten ein. US-Präsident George W. Bush bedauerte den Schritt und kündigte an, in Kürze einen Nachfolger zu benennen. Wolfowitz' Ankündigung fachte am Freitag die Debatte über das traditionelle Vorschlagsrecht der USA für die Leitung der Weltbank an.

Der Rücktritt sei im "besten Interesse" für die Weltbank, die nun eine neue Führung bekommen solle, erklärte der 63-jährige Wolfowitz. Er habe "moralisch und in gutem Glauben gehandelt" und das getan, was seiner Meinung nach das Beste für die Institution sei. Wolfowitz hatte in den vergangenen Wochen hart um sein Amt gekämpft. Nach seiner Rücktrittsankündigung wird er nicht an dem G-8-Finanzministertreffen an diesem Wochenende in Potsdam teilnehmen, wie es im Umfeld der Weltbank hieß.

Rücktritt im "guten Glauben"

Das Weltbank-Direktorium erklärte, es akzeptiere den Rücktritt, der "moralisch und in gutem Glauben erfolgt" sei. Seit der ehemalige US-Vizeverteidigungsminister vor zwei Jahren das Amt übernahm, habe er unter anderem Erfolge beim Schuldenerlass und bei der Bekämpfung der Vogelgrippe vorweisen können, urteilte das 24-köpfige Gremium. Es sei bedauerlich, dass diese Fortschritte durch die "Vorfälle" überschattet wurden.

Ein vom Direktorium eingesetzter Untersuchungsausschuss war Anfang der Woche zu dem Ergebnis gekommen, dass Wolfowitz mit einer Gehaltserhöhung für seine Lebensgefährtin gegen die Regeln der Weltbank verstoßen habe. Er hatte seiner ebenfalls bei der Weltbank beschäftigten Lebensgefährtin Shaha Riza bei seinem Amtsantritt 2005 eine Gehaltserhöhung von 60.000 Dollar (rund 44.000 Euro) im Jahr sowie einen Beförderungsanspruch bewilligt. Riza wurde ins US-Außenministerium versetzt, wurde aber weiterhin von der Weltbank bezahlt. (tso/AFP/dpa)

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