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Politik: Kanzler in Sonntagslaune

Von Markus Feldenkirchen Der Kanzler ist am Montag noch ganz in Parteitagslaune. Nach der Präsidiumssitzung in der SPD-Wahlkampfzentrale Kampa stolziert er in den Konferenzraum oben unter dem Dach, wo die Journalisten auf eine Schröder-Pressekonferenz warten.

Von Markus Feldenkirchen

Der Kanzler ist am Montag noch ganz in Parteitagslaune. Nach der Präsidiumssitzung in der SPD-Wahlkampfzentrale Kampa stolziert er in den Konferenzraum oben unter dem Dach, wo die Journalisten auf eine Schröder-Pressekonferenz warten. „Ich bin eigentlich gewöhnt, dass aufgestanden und geklatscht wird, wenn ich reinkomme“, sagt Schröder zur Begrüßung. Das hatten die rund 500 Delegierten am Vortag getan, auf jenem Wahlparteitag, der – so hoffen Schröder und Co – endlich den erhofften Aufwind für die SPD gebracht hat.

Blöd nur, dass in diese Aufbruchsstimmung am Montagmorgen der Manfred Stolpe mit seinen Spekulationen über eine Große Koalition stolpert. Er würde sehr zu einer solchen Lösung raten, sagte der Ministerpräsident aus Brandenburg in einem Interview, und begründet das ausgerechnet damit, dass ja die Programme von SPD und CDU so nah beieinander lägen. Ungeschickter kann man Kanzler und Partei kaum in den Rücken fallen. Hatte sich Schröder in seiner kämpferischen Rede vom Vortag doch redlich bemüht, die großen Unterschiede zwischen der SPD und „den anderen“ darzustellen. Hatte er doch alle Indizien zusammengetragen, um behaupten zu können, dass es bei der Auseinandersetzung vor dem 22. September um eine „Richtungswahl von weit reichender Bedeutung“ gehe. Hatte Stolpe etwa nicht zugehört? Von einem Anfängerfehler kann man bei einem erfahrenen Politfuchs wie ihm kaum ausgehen.

Und auch der Hinweis, dass Stolpe in seinem Land selbst eine Große Koalition führt, mit deren Arbeit er recht zufrieden ist, mag als Erklärung nicht überzeugen. Stolpe sei nun wirklich ein guter Freund und prima Ministerpräsident, sagt der Kanzler über den Parteifreund, aber selbst ein Profi wie Stolpe habe sich da offenbar von den Journalisten der „Freien Presse“ aus Hannover aufs Glatteis führen lassen. Weil Schröder aber so milde gestimmt ist, sagt er gönnerhaft, dass jeder mal einen Fehler machen könne und dass es jetzt nichts bringen würde, dem Manfred noch Steine in den Rücken zu werfen. So belässt Schröder es bei einer Richtigstellung: Erstens: Die SPD wolle und müsse stärkste Partei bleiben. Zweitens: Wenn das Ergebnis es zulässt, soll die Koalition mit den Grünen fortgesetzt werden. Und drittens: Jegliche Spekulationen über andere Koalitionen seien nur schädlich.

Überhaupt ist Schröder an diesem Montag fest entschlossen, sich die prächtige Stimmung nicht nehmen zu lassen. Draußen ist Kanzlerwetter. Drinnen hört man Schröder so oft lachen wie selten zuvor bei einem öffentlichen Auftritt. Und so verlässt der Parteichef den Raum im obersten Kampa-Stockwerk nach wenigen Minuten wieder. Gut gelaunt. Auch wenn wieder keiner klatscht.

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