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Müller

© dpa

Katholische Kirche: Bischöfe diskutieren Missbrauchsfall

Die Herbstvollversammlung der deutschen Bischöfe will über die Vorwürfe gegen den Regensburger Priester beraten. Kritik kommt auch von kircheninternen Bewegungen.

Berlin - Der jüngste sexuelle Missbrauchsfall im Bistum Regensburg wird auf der Herbstvollversammlung der deutschen Bischofskonferenz in Fulda zur Sprache kommen. Der Bischof von Fulda, Heinz Josef Algermissen, ging vor Beginn des Kirchentreffens am Montag auf Distanz zu seinem Regensburger Kollegen, Bischof Gerhard Ludwig Müller. Im Bayerischen Rundfunk sagte Algermissen, der vorbestrafte Pfarrer von Riekofen hätte nicht erneut als Pfarrer mit Kontakt zu Kindern eingesetzt werden dürfen.

Müller wird heftig kritisiert, weil er den betreffenden Priester 2004 im Widerspruch zu den Leitlinien der Bischofskonferenz erneut in seinem Bistum zum Ortspfarrer machte, obwohl der 39-Jährige vier Jahre zuvor wegen sexuellen Kindsmissbrauchs rechtskräftig zu einer einjährigen Bewährungsstrafe verurteilt worden war. Der Ortspfarrer war am 30. August festgenommen worden, nachdem er sich erneut an Ministranten vergangen haben soll.

Müller hatte die Übertragung des Riekofener Pfarramts an den vorbestraften Priester damit gerechtfertigt, dass ein Gutachter bei dem Seelsorger keine pädophile Neigung festgestellt haben soll. Unter dem öffentlichen Druck ist er inzwischen jedoch von dieser Position abgerückt. Gegenüber der KNA erklärte er, er würde aus der jetzigen Erfahrung heraus „nicht noch einmal so handeln“. Sein Fuldaer Amtskollege Algermissen erklärte, dass zwar jeder Mensch die Chance für einen Neuanfang verdiene, „nur der neue Anfang darf natürlich, wenn so etwas schon einmal passiert ist mit Kindern, jenseits von Kindern nur sein“. Die Kirchenvolksbewegung „Wir sind Kirche“ veranstaltete in Fulda eine Mahnwache. Sie wirft Müller vor, die Vorgänge vertuschen zu wollen. Die Laienvereinigung verlangt, die vor fünf Jahren von den Bischöfen beschlossenen „Leitlinien für den Umgang mit sexuellem Missbrauch an Kindern und Jugendlichen durch Kleriker und Kirchenangestellte“ konsequenter anzuwenden, zu überprüfen und zu überarbeiten.

Der langjährige Leiter der Ombudsstelle der Erzdiözese Wien für Opfer sexuellen Missbrauchs in der Kirche, Helmut Schüller, sieht zwei Ursachen für solche Vorfälle. Die eine sei zu suchen in der kirchlichen Sexualmoral, der Ausbildung der Priester und in der Zölibatsfrage, erklärte er gegenüber dem Tagesspiegel. Die andere sei zu suchen in dem sehr gering ausgeprägten Verantwortungsbewusstsein der katholischen Kirche gegenüber ihren Mitgliedern. Es gebe kaum eine Rückmeldekultur, man fühle sich zu wenig verantwortlich und gebe sich in der Kirche viel zu wenig Rechenschaft über Missbräuche oder negative Vorfälle. „Ein Bischof muss zum Beispiel keine Rechenschaft darüber abgeben, warum er eine Pfarre schließt, warum er einen Pfarrer einsetzt, der kein Wort Deutsch spricht, oder auch, warum er einen Priester wieder in die Pfarrseelsorge schickt, obwohl dieser bereits durch sexuellen Missbrauch aufgefallen ist.“ Schuller kritisierte vor allem die mangelhafte Informationspolitik der Kirche. So lasse sich jedenfalls nicht überzeugend klarmachen, „dass die Kirche aufklären will, dass sie offensiv daran interessiert ist, solche Vergehen rasch aufzudecken“.

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