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Politik: Kein Entkommen

Foto: Rückeis AUF ZU DEN LINDEN! Von Peter Prokosch Der eine macht es zur Chefsache.

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AUF ZU DEN LINDEN!

Von Peter Prokosch

Der eine macht es zur Chefsache. Der andere stürmt den Umweltgipfel in Johannesburg. Der dritte erinnert sich, dass es sowieso schon immer sein Ding war. Plötzlich rangiert das Thema „Umwelt“ wieder ganz oben. Wer hatte eigentlich behauptet, es interessiere die Menschen immer weniger? Lange wurde Natur- und Umweltschutz nicht mehr so oft genannt. Angeblich weil das Thema inzwischen selbstverständlich und überall präsent sei. Weil scheinbar Interessenvertreter jeder Couleur Umweltschützer geworden sind. Weil das ganze Feld heute für den Einzelmenschen ein komplexes und wenig greifbares ist, integriert in jedes andere Thema der Gesellschaft.

Die Menschen mussten erst im wahrsten Sinne des Wortes bis zum Hals im Wasser stehen, damit plötzlich Zusammenhänge auf tragische Weise deutlicher werden. Nicht nur Versicherungsunternehmen, die gewohnt sind, mit Wahrscheinlichkeiten umzugehen, rechnen nun mit dem Klimaschutz. Jetzt wird auch anderen klar, dass dringend gehandelt werden muss. Das Kyoto-Abkommen in Kraft treten zu lassen, damit weniger Kohlendioxid-Emissionen in die Luft gehen, ist aus meiner Sicht dabei nur eine Mindestanforderung an die Politik. Das Hochwasser hat auch gezeigt, dass unsere Flüsse wieder mehr Raum bekommen müssen. Mehr Auenlandschaften ohne Deiche können besiedelte Gebiete von Hochwassern entlasten und dienen der Rückkehr der ursprünglichen Natur. Erst durch die Katastrophe ist dieser Doppelnutzen für Mensch und Natur vielen begreifbar geworden.

Bei aller Tragik empfinde ich das Hochwasser als Chance, aus Fehlern der Vergangenheit zu lernen. Die Natur hat selbst in den Wahlkampf eingegriffen, sie hat allen Parteien ihr Thema aufgezwungen. Und wir Wähler sollten unbedingt jeden Politiker beim Wort nehmen, der jetzt verspricht, mehr für den Umweltschutz zu tun. Nur dann können in Zukunft sowohl Mensch als auch Natur gewinnen.

Der Autor ist Geschäftsführer des World Wide Fund for Nature (WWF). Bis zum 22. September lesen Sie an dieser Stelle Stimmen zum Wahlkampf.

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