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Politik: Kein Ort für Allah

Warum Christen Kirchen nicht Muslimen überlassen wollen

Eines der berühmtesten Beispiele ist die Omaijaden-Moschee in der Altstadt von Damaskus. Im Altertum eine christliche Kirche, wird sie nun seit Jahrhunderten als Moschee genutzt. Selbst ein Teil der alten christlichen Inschriften im Inneren ist noch vorhanden. Was durch Eroberungszüge und Machtwechsel im Orient relativ häufig vorkam, könnte sich bald auch in Deutschland ereignen – nur nicht durch blutige Schlachten, sondern durch einen Gang zum Notar. Denn nach den Vorstellungen des nordrhein-westfälischen Bauministers Michael Vesper sollten hierzulande die christlichen Kirchen künftig leer stehende Gotteshäuser den Muslimen als Moscheen überlassen. Das sei auf jeden Fall besser, als die Gebäude abzureißen, erklärte der grüne Politiker in einer Fernsehsendung. Wichtig sei eine „würdige Nutzung“, die der islamische Glaube aber sicher gewährleiste.

Die Reaktion bei Katholiken und Protestanten ist äußerst reserviert. Die Entscheidung über die Gotteshäuser sei ureigene Sache der Kirchen, erklärte der Leiter des Katholischen Büros in Düsseldorf, Karl-Heinz Vogt. Und die nordrhein-westfälischen Bistümer hätten eindeutig erklärt, dass sie Kirchen nicht an muslimische Gemeinden weitergeben würden. Die Evangelische Kirche von Westfalen sieht das genauso. Zwar gebe es bislang keine muslimische Anfrage, erklärte die Pressesprecherin Caroline Peters. Doch hätte man die Befürchtung, die Verwendung einer Ex-Kirche als Moschee könnte die Ausländerfeindlichkeit in den Gemeinden schüren und damit „mehr Schaden anrichten, als Gutes tun“. Ähnlich argumentiert die katholische Seite. Grundsätzlich sei es kein theologisches Problem, ein Kirchengebäude abzugeben. Für viele Gläubige jedoch wäre eine Umnutzung ihres Gotteshauses, in dem sie getauft oder getraut worden seien, schwer zu verkraften, argumentiert Vogt. Für die meisten sei es psychologisch einfacher, wenn ihre Kirche abgerissen würde, als wenn sie einer nicht-christlichen Religion zur Vergügung gestellt würde. Ähnlich sieht das auch das Bistum Essen, in dessen Einzugsbereich – wie auch im Erzbistum Berlin – besonders viele, meist türkische Muslime leben. In Berlin hat der Diskussionsprozess noch nicht begonnen. In Essen sei er noch nicht abgeschlossen, erklärt Ulrich Lota, Pressesprecher des Ruhrbistums. Aber wegen der in den Gemeinden vorhandenen Vorbehalte gegenüber Muslimen „besteht die Gefahr, dass mit der Erfüllung eines solchen Wunsches das Gegenteil erreicht wird“.

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