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Politik: Kein Wort über Blix

Für Iraks Medien ist der Bericht der UN-Kontrolleure kein Thema

Bagdad. Im Handels- und Geschäftsviertel entlang der Raschid-Straße in Bagdad haben die Händler ihre Ware vor den dicht an dicht liegenden Läden ausgelegt, wie an jedem Tag. In den Teestuben sitzen alte Männer vor dampfenden kleinen Gläsern mit starkem Tee. Autos schieben sich hupend im Schritttempo durch den staubigen Straßenzug. Die Ereignisse vom Vortag im fernen New York, bei denen der Irak mal wieder im Mittelpunkt stand, scheinen hierher kaum durchzudringen.

Nicht, dass die Leute überhaupt nicht informiert wären, denn schließlich geht es um Krieg und Frieden. „Ja, ich habe davon gehört“, meint ein Ladenbesitzer auf die Frage, was er über die Anhörung der Chefwaffenkontrolleure Hans Blix und Mohammed al Baradei wisse. „Sie haben nichts gefunden. Der Irak hat mit den Waffeninspekteuren kooperiert und wird weiter mit ihnen kooperieren“, gibt er zu Protokoll. „Bis jetzt hat niemand bewiesen, dass der Irak Massenvernichtungswaffen hat.“ Der 50-jährige drückt die Hoffnung vieler Iraker aus, dass die Inspektionen weitergehen. Denn solange die UN-Experten im Land sind, das wissen sie, werden die USA nicht angreifen.

Die selektive Wahrnehmung der Männer im Souk von Bagdad erklärt sich auch mit der Berichterstattung der vom Regime strikt gelenkten Medien. Die großen Bagdader Tageszeitungen berichteten am Dienstag bis auf eine Ausnahme kein Wort von der Anhörung im Weltsicherheitsrat.

Lediglich „Babil“, das vom Präsidentensohn Udai herausgegebene Blatt, brachte eine kurze Meldung zu dem Ereignis. Darin wird nur die positivere Aussage von al Baradei, dem Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO), zusammengefasst. Dieser hatte erklärt, bislang seien keine Beweise dafür gefunden worden, dass der Irak sein Atomwaffenprogramm wiederbelebt habe. Die zahlreichen Lücken und Widersprüche in den bisherigen irakischen Deklarationen, auf die der für alle anderen Massenvernichtungswaffen zuständige Blix hingewiesen hat, werden in dem Zeitungsbericht nicht erwähnt.

Gregor Mayer[dpa]

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