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Politik: Keine Richtungsentscheidung: Die Kandidaten Wieczorek und Staffelt sind weder rechts noch links

Es gibt zwei Kandidaten für den stellvertretenden Vorsitzenden, den die SPD-Bundestagsfraktion am 14. März neu wählen wird.

Es gibt zwei Kandidaten für den stellvertretenden Vorsitzenden, den die SPD-Bundestagsfraktion am 14. März neu wählen wird. Überraschend hat der eine, Norbert Wieczorek, europapolitischer Sprecher, am Montag den Fraktionsvorstand hinter sich gebracht. 18 Stimmen für Wieczorek, 13 für den Berliner Ditmar Staffelt, den der Fraktionschef vorgeschlagen hatte. Fast 60 Jahre ist Norbert Wieczorek, der von der Parlamentarischen Linken, kurz PL, unterstützt wird. Der 50-jährige Staffelt wiederum ist Sprecher der Wirtschafts-AG und wird vom rechten Flügel, den Seeheimern gestützt. Die Arbeitsgruppe Wirtschaft hat sich übrigens am Dienstag noch einmal deutlich für Staffelt ausgesprochen.

"Staffelt ist kein ausgewiesener Seeheimer, aber er gehört zu den Pragmatikern", sagt Seeheim-Sprecher Reinhold Robbe. Fraktionsvize Michael Müller und andere Linke weisen umgekehrt daraufhin, dass Wieczorek kein ausgesprochener Linker sei. Was heißen soll: keine Richtungsentscheidung. Wohl aber eine, an der sich die Organisationsfähigkeit der Flügel messen und ablesen lässt. Am Montagabend hat unter diesem Gesichtspunkt die Linke gewonnen. Struck und die Seeheimern wissen, der Kanzler sähe gern Staffelt, doch kämpferische Leidenschaft hat sich so recht noch nicht eingestellt: ein Drittel des Fraktionsvorstands hat gefehlt.

Struck selbst hat übrigens in einem frühen Stadium Birgit Roth, Jahrgang 68 und erst seit 98 in Bundestag, ins Gespräch gebracht. Doch schon in der engeren Fraktionsspitze fand sich für so viel Radikalverjüngung keine Unterstützung. Auch Staffelt absolviert seine erste Legislaturperiode im Bundestag. Ein Neuling als Fraktionsvize, da haben auch Nicht-Linke Bedenken. Wieczorek, der 1980 das erste Mal in den Bundestag gewählt wurde, hat die Erfahrung auf seiner Seite.

Immerhin unschön, wenn eine Personalie diesen Ranges gegen den Fraktionsvorsitzenden entschieden wird. Für die Seeheimer ist das jenseits von Person und Richtung ein Grund, sich für Staffelt einzusetzen. Robbe: "Es sollte ein gewichtiges Argument sein, was der Vorsitzende vorgibt." Auf der Linken dürfte es nicht nur einen geben, der die Gelegenheit für günstig hält, sich dieser Disziplin nicht zu fügen. Wo man doch so viel Staatsraison zeigen muss.

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