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Politik: Kennzeichnung für Rindfleisch: Geburtsort, nicht Schlachtland (Kommentar)

Für wie dumm halten die Agrarminister der Europäischen Union die Verbraucher? Da beschliessen sie, dass ab September auf einem Etikett an jedem Stück Rindfleisch erkennbar sein muss, wo das Tier geschlachtet und zerlegt wurde - und finden das auch noch bemerkenswert.

Für wie dumm halten die Agrarminister der Europäischen Union die Verbraucher? Da beschliessen sie, dass ab September auf einem Etikett an jedem Stück Rindfleisch erkennbar sein muss, wo das Tier geschlachtet und zerlegt wurde - und finden das auch noch bemerkenswert. Agrarkommissar Franz Fischler, sonst eigentlich kein blauäugiger Vertreter der Brüsseler Hierarchie, nennt es einen wichtigen Schritt. Mit Verlaub gesagt: Es ist ein höchst unwichtiger Schritt im Hinblick auf die längst noch nicht ausgeräumte BSE-Gefährdung. Der Verbraucher muss wissen, in welchem Land das Tier geboren und aufgezogen wurde. Nur das kann das Risiko minimieren. Das Verbot britischer Rindfleischexporte wurde im vergangenen Sommer aufgehoben. Aber immer noch haben viele Menschen Zweifel an der Unbedenklichkeit von british beef. Das ist ihr gutes Recht. Solange sie nicht ausschließen können, dass englische Landwirte einfach außerhalb der Landesgrenzen schlachten lassen, um die Verbraucherbedenken zu umgehen, werden sie sich weiter beim Fleischverzehr zurückhalten - oder gezielt nur da einkaufen, wo sie über die Herkunft der Ware schon jetzt mehr erfahren als den Schlachtort. Das ist vielleicht nicht der billigste, aber der sicherste Weg, bis die EU dann endlich ab Januar 2002 lückenlos die Dokumentierung der Herkunft des Fleisches von der Geburt des Tieres bis zu dessen Schlachtung vorschreibt. Dass es so lange dauert, zeigt, dass die Tendenz zum Verschleppen immer noch stärker ist als die Einsicht in das Notwendige.

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