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EKD-Ratsvorsitzende Bischof Heinrich Bedford-Strohm.

© dpa

Evangelische Kirche in Deutschland (EKD): Kirchenparlament will sich beim Wein kennenlernen

Das oberste Parlament der evangelischen Kirche hat sich neu zusammengesetzt – zentrales Thema ist das Reformationsjubiläum 2017.

Das oberste Kirchenparlament der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hat sich neu zusammengesetzt und trifft sich von Freitag bis Sonntag zur konstituierenden Sitzung in Würzburg. Die Weinstuben und der Frankenwein werden das Ziel der Tagung sicherlich befördern: Die 120 Synodalen sollen sich kennenlernen.

Die EKD vertritt die 20 evangelischen Landeskirchen mit etwa 23,4 Millionen Protestanten. Die Hälfte der EKD-Synodalen sind Neulinge. Sie wurden zum ersten Mal von ihren Landeskirchen in die EKD-Synode entsandt. Es gibt etwa gleich viele Männer und Frauen. Vertreter der jungen Generation sind in der Minderheit. Man könne nicht sagen, ob die neue Synode frommer, säkularer, linker oder konservativer sei, sagte die bisherige Synoden-Präses Irmgard Schwaetzer im Vorfeld der Tagung. Die Strahlkraft der klassischen drei synodalen Arbeitsgruppen habe abgenommen. Die Hälfte der Synodalen fühlt sich weder den Frommen noch den Linken verpflichtet und auch nicht denen in der Mitte.

Das macht es schwierig, politische Mehrheiten zu organisieren. Die aber sind nötig, um Beschlüsse durchzusetzen und schlagkräftig auch nach außen auftreten zu können. Allzu viel war von der EKD-Synode schon in der vergangenen Legislaturperiode nicht zu hören.

Die Synode hat durchaus etwas zu kritisieren

Dabei gibt es durchaus Themen, bei denen die Synode viel an der Bundespolitik zu kritisieren hat, etwa den Umgang mit den Flüchtlingen. Sie habe sich sehr mit Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) „gefetzt“, sagte Schwaetzer. Nach außen drang davon nichts. Das Kirchenparlament werde auch in Zukunft „die Stimme für Schwache erheben“. Europa müsse Flüchtlingen legale Zugangswege eröffnen und seinen „Festungscharakter“ abbauen, forderte Schwaetzer.

Am Sonnabend wählt die Synode eine neue Leitung. Beste Chancen hat Irmgard Schwaetzer. Die frühere FDP-Politikerin und Vorsitzende des Berliner Domkirchenkollegiums wurde im November 2013 überraschend zur Präses der EKD- Synode gewählt, nachdem die Grünen-Politikerin Katrin Göring-Eckardt ihr Amt niedergelegt hatte. Viele sind mit Schwaetzers Arbeit zufrieden, und sie ist bislang die einzige Kandidatin für den Posten. Ihr bisheriger Stellvertreter, der bayerische CSU-Politiker Günther Beckstein, tritt nicht mehr an.

Ein zentrales Thema für die kommende sechsjährige Sitzungsperiode ist die Vorbereitung des 500. Reformationsjubiläums 2017. Irmgard Schwaetzer spricht mittlerweile wie der EKD-Ratsvorsitzende Bischof Heinrich Bedford- Strohm von einem „Christusfest“, an dem auch die katholische Kirche intensiv mitwirken soll. Die „Irritationen“ mit der katholischen Kirche wegen des Jubiläums seien beseitigt, sagte Schwaetzer. 2016 wollen EKD und Bischofskonferenz gemeinsam ins Heilige Land pilgern. Die beiden Kirchen wollen außerdem in einem „Healing Memories“-Prozess aufarbeiten, was man sich gegenseitig in den vergangenen 500 Jahren angetan habe. Ein entsprechender Versöhnungstext soll im Frühjahr 2017 vorgestellt werden.

Weitere wichtige Themen der Synode seien der interreligiöse Dialog sowie die Umsetzung der Inklusion in den Kirchengemeinden, also die Beteiligung von Menschen mit Behinderung, sagte Schwaetzer. In Würzburg soll außerdem eine Revision der Lutherbibel vorgestellt werden. Auf ihrer Sitzung kommenden November wählt die EKD-Synode einen neuen Rat und einen neuen Ratsvorsitzenden.

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