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Politik: Klausurtagung der Grünen: Kuhn: Wir werden der Zukunft auf die Beine helfen

Oben im Gebäude arbeitete Renate Künast an ihrem Schreibtisch, unten Fritz Kuhn - in dunkles Tuch gewandet - so intensiv vor Kameras und Mikrophonen, dass der studierte Sprachwissenschaftler, um seine Stimme besorgt, nach einem Glas Wasser schicken ließ. Drinnen die züchtige Hausfrau, draußen der Mann im feindlichen Leben - so soll die Arbeitsteilung in der neuen grünen Doppelspitze allerdings nicht aussehen, versichert Kuhn.

Oben im Gebäude arbeitete Renate Künast an ihrem Schreibtisch, unten Fritz Kuhn - in dunkles Tuch gewandet - so intensiv vor Kameras und Mikrophonen, dass der studierte Sprachwissenschaftler, um seine Stimme besorgt, nach einem Glas Wasser schicken ließ. Drinnen die züchtige Hausfrau, draußen der Mann im feindlichen Leben - so soll die Arbeitsteilung in der neuen grünen Doppelspitze allerdings nicht aussehen, versichert Kuhn. Wie aber genau? Daran arbeiten sie noch.

Zunächst ist es an dem Neu-Berliner aus Stuttgart, die Ergebnisse einer Klausur des Koalitionsausschusses unter die Leute zu bringen. Das ist das Gremium des kleineren Regierungspartners, in dem Partei- und Fraktionsspitze sowie Minister vertreten sind. Wenn sie da sind. Das ministerielle Fischer-Duo Joschka und Andrea fehlte - so mussten die Europapolitik und die Art, wie die Grünen, die europaweit beachtete Europarede ihres "Privatmannes" im Auswärtigen Amt zur Profilierung nutzen wollen, ohne den Redner diskutiert werden. Unter den grünen Europapolitikern ist man zum Beispiel nicht nur begeistert über die realistische Relativierung des Europaparlamentes durch den Eurovisionär. Deshalb mochte Fritz Kuhn auch nicht bejahen, dass die Rede zur "Plattform" der Parteipolitik werde. "Aufschlag" soll sie sein, gab er eine Kostprobe seiner Formulierungskunst. Am weiteren wird gearbeitet.

So geht es auch mit den anderen drei Schwerpunkten, die das grüne Koalitionsgremium nun durch die Mühlen der Partei (erst Parteirat, später Länderrat) drehen will: Ökologische Modernisierung, soziale und ökonomische Gerechtigkeit, Gerechtigkeit und Deomkratie. Auf diese Weise wollen sich die Grünen bis zur Bundestagswahl 2002 als Kraft darstellen, "die der Zukunft auf die Beine hilft" - gegen die Blockierer in der CDU, aber auch der SPD. Der große Partner, so Kuhn, könnte etwa bei der weiteren Reform der Ökosteuer flexibler sein. Zum Beispiel den Ertrag für ökologische Projekte statt für die Rente verwenden. Aber bitte erst nach der Wahl. Bis dahin gilt der Koalitionsvertrag.

Vorher wollen die Grünen jedoch ökologisch nicht untätig bleiben. Stichwort: Klimaschutz. Der CO2-Ausstoß soll um 25 Prozent verringert werden. Erst 15 sind erreicht. Da wollen sie drängen - sogar den eisernen Hans. Finanzminister Eichel soll Geld für die Wärmedämmung von Altbauten locker machen. 600 Millionen heißt es - aber nicht aus dem Munde von Fritz Kuhn. Ja, sagt er, von solchen Schätzungen habe er auch gehört, aber die Verhandlungen will er nicht mit Zahlen belasten. Und die Kraftwärmekoppelung soll gefördert werden. Dass der Wirtschaftsminister nach Ansicht von Kritikern da bremst? Kein böses Wort vom Wort grünen Parteivorsitzenden über Werner Müller.

Druck will Fritz Kuhn machen, das Profil schärfen - aber immer schön koalitionsfreundlich bleiben. Am Mittwochabend haben Kuhn und Künast vor der großen Koalitionsrunde eine "menage á trois" mit dem Kanzler. Der Antrittsbesuch. Gerhard Schröder darf zufrieden sein. Und demnächst darf Renate Künast zum Wasser trinken vor die Mikrophone. Ob die Arbeitsteilung ihr der frechen Part zuordnet? Sie arbeiten dran.

Thomas Kröter

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