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Politik: Kleiner Versuch über den Reichtum

Ja, nun bleibt uns nur noch Jammern übrig. Damals, als die Sache mit dem Internet anfing, da hätten wir einfach auf die alberne Idee kommen müssen, eine Seite einzurichten, die beim Suchen anderer Seiten hilft.

Ja, nun bleibt uns nur noch Jammern übrig. Damals, als die Sache mit dem Internet anfing, da hätten wir einfach auf die alberne Idee kommen müssen, eine Seite einzurichten, die beim Suchen anderer Seiten hilft. Dann nämlich würden wir jetzt täglich 13 Millionen Dollar verdienen wie Sergey Brin und Larry Page, die sich das mit „Google“ ausgedacht haben. Aus der aktuellen Forbes-Liste der Superreichen geht nicht ganz klar hervor, ob jeder einzeln so viel verdient oder beide zusammen – es würde in jedem Fall ausreichen, um Berlin zu entschulden und vom Rest dann und wann gepflegt auszugehen.

Das wäre jetzt der richtige Zeitpunkt, den Gemeinplatz „Geld macht nicht glücklich“ einzuführen, dem schnöden Mammon eine donnernde Absage zu erteilen und ein wenig über den Reichtum des Herzens zu predigen. Nur, verdammt: 13 Millionen täglich? Über eine halbe Million pro Stunde? 9000 in der Minute? (Rechnen Sie sich das Sekundeneinkommen der beiden bitte selbst aus.)

Aber es ist ja wahr: Irgendwann hat man alles. Erkennt, dass die 40-Meter-Yacht auch nur ein Wohnmobil für Angeber ist und Dom Perignon vor dem Frühstück einen dicken Kopf macht, selbst wenn es sich um den legendären 1990er handelt. Liebe, ach, kann man ohnehin für alles Geld der Welt nicht kaufen, und wenn wir unseren Gewährsmann Dagobert Duck richtig verstehen, geht es ohnehin nicht ums Prassen: „Leute, die Geld ausgeben, verstehen nichts von den wahren Freuden eines Kapitalisten“, sagt er und badet, schnorch! schnurch! im Geldspeicher.

Das größte Übel des Reichseins besteht vermutlich darin, dass immer noch jemand reicher ist. Ein irrer Druck! Selbst Bill Gates, Platz 1 der Liste seit Äonen, muss mit der Ahnung leben, dass die in der Liste nicht aufgeführte saudische Königsfamilie weit vor ihm liegt. Vermutlich wirkt er deshalb immer ein wenig seltsam.

Milliardäre sind entweder knauserig wie die Albrechts oder ewig auf der Suche nach einem guten Zweck, der ihre Mittel heiligt. Richard Branson, einer aus dem unteren Mittelfeld der Forbes-Liste, nimmt jetzt drei Milliarden Dollar in die Hand, um das Klima zu retten, dem er mit seinen Virgin-Fliegern ziemlich zusetzt. Ein symbolischer Vorgang: Das, was ihn reich macht, hat Nebenwirkungen, die er mit all seinem Reichtum bekämpfen muss – per Saldo ein Mensch wie du und ich. Allerdings plus Zinsen.

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