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Gore Posen

© dpa

Klimaschutz: Gore versucht in Posen sein Bestes

Mit einem dramatischen Aufruf zum sofortigen Handeln trat der frühere US-Vizepräsident Al Gore in Posen auf. Er versuchte am Schlusstag der UN-Klimakonferenz, den stockenden Verhandlungen Schwung zu verleihen.

Auf der UN-Klimakonferenz in Posen wurde am Freitag weiter über den geplanten Anpassungsfonds zur Bewältigung von Klimafolgen diskutiert. Umweltschützer äußerten sich enttäuscht und sprachen von einem verschenkten Jahr für den Klimaschutz. China war zudem empört über die geplante Abschlusserklärung, die Polen vorbereitet hatte. Delegierte sprachen von "einem Haufen Müll".

"Wir müssen jetzt handeln. Unsere Heimat, die Erde ist in Gefahr", sagte Gore unter großem Beifall in Posen. Er verwies auf die mit großer Geschwindigkeit schmelzenden Gletscher, sinkende Wasserspiegel von Seen und versauernde Ozeane. Der Planet drohe unbewohnbar zu werden. Mit Blick auf den stockenden Klimaprozess forderte Gore die Staats- und Regierungschefs zum persönlichen Eingreifen auf. Der gewählte US-Präsident Barack Obama sei dazu bereit. "Die Zeit des Zögerns ist vorbei", sagte Gore und schloss mit dem bekannten Satz Obamas: "Yes we can" (Ja, wir können es schaffen).

Zähes Ringen

Die Verhandlungen in Posen dauerten am späten Nachmittag weiter an. Als wichtigstes Ergebnis galt die Einigung über den weiteren Fahrplan auf dem Weg zur UN-Klimakonferenz Ende 2009 in Kopenhagen, wo ein neues Welt-Klimaabkommen abgeschlossen werden soll. EU-Umweltkommissar Stavros Dimas sprach von einem "soliden Arbeitsprogramm für 2009". Beschlüsse zu konkreten Emissionszielen gab es nicht. Für heftigen Streit sorgte in der Nacht zum Freitag der Entwurf der polnischen Präsidentschaft für eine Abschlusserklärung. Vor allem die chinesische Delegation kritisierte, dass darin Aussagen zu noch strittigen Verhandlungsgegenständen enthalten seien. Der Text wurde daraufhin vorerst zurückgezogen.

Noch offene Fragen gab es im Ringen um den Anpassungsfonds, der Schwellen- und Entwicklungsländer bei der Bewältigung von Klimafolgen unterstützen soll. Dimas und die französische Umweltministerin Nathalie Kosciusko-Morizet machten deutlich, es werde ein Entgegenkommen an die Entwicklungsländer geben, die einen direkteren Zugang zu den Mitteln des Fonds verlangt hatten. Auch eine finanzielle Aufstockung sollte in Aussicht gestellt werden. Zudem ging es weiter um Reformen für CDM-Projekte im Rahmen des Emissionshandels.

Industrieländer wollen Wälder retten

In einer gemeinsamen Erklärung bekannten sich mehrere Industriestaaten, darunter auch Deutschland, sowie Schwellen- und Entwicklungsländer mit tropischen Regenwäldern zum Kampf gegen die Entwaldung. "Dies ist ein wichtiger Beitrag nicht nur zum Klimaschutz, sondern auch zum Schutz der Biodiversität", erklärte dazu Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD). Der Schutz tropischer Wälder mit Hilfe von Geldern aus Industriestaaten soll ein Bestandteil des Abkommens von Kopenhagen werden. Erste finanzielle Zusagen auch von deutscher Seite gab es bereits in Posen.

"Das war nicht mal ein Fortschrittchen für den Klimaschutz. Ein Jahr ist verschenkt worden", kritisierte Greenpeace die Konferenzergebnisse. Von einer "verpassten Chance im Kampf gegen die globale Erderwärmung" sprach der Umweltverband BUND. Germanwatch kritisierte vor allem das zögerliche Auftreten der Europäer. Negativ wurden übereinstimmend die Ergebnisse des EU-Gipfels von Brüssel kommentiert, die als Rückschritte für den Klimaschutz empfunden wurden. "Die UN-Klimaverhandlungen in Poznan waren eher ein Treten auf der Stelle als ein Schritt voran", erklärten die Grünen in Berlin. Gabriel wies Vorwürfe zurück, die Deutschen seien zu einem Bremsklotz beim Klimaschutz geworden.

China: Abschlusserklärung "Paket aus Müll"

Für heftigen Unmut sorgte auf der UN-Klimakonferenz in Posen (Poznan) ein Entwurf der polnischen Präsidentschaft für die Abschlusserklärung des zweiwöchigen Kongresses. Wie die französische Umweltministerin Nathalie Kosciusko-Morizet am Freitag sagte, sprachen Delegierte Chinas in den Beratungen am Donnerstagabend von "einem Paket aus Müll". Ähnlich scharfe Kritik kam demnach von Delegierten aus Saudi-Arabien. "Es gab Töne, die man in einer internationalen Verhandlungsrunde nicht hören sollte", sagte dazu Kosciusko-Morizet.

Der polnische Text war kritisiert worden, weil er statt einer gemeinsamen Erklärung zu gemeinsamen Visionen für den Klimaschutz Aussagen zu konkreten Inhalten machte, die noch Gegenstand von Verhandlungen sind oder im Laufe des nächsten Jahres sein sollen. Die Erklärung wurde daraufhin von Polen zunächst zurückgezogen. (mhz/AFP)

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