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Kommunen: Tarifstreit: Kein Ergebnis bei Klinik-Ärzten

Die kommunalen Arbeitgeber und die Ärztegewerkschaft Marburger Bund haben in ihrer ersten Tarifrunde keine Einigung erzielt. Eine Forderung von 10,2 Prozent sei "befremdlich", meinen die Arbeitgeber.

Die erste Tarifrunde für Ärzte an kommunalen Krankenhäusern ist ohne Ergebnis geblieben. "Wir sind sehr weit auseinander", sagte der Verhandlungsführer der Vereinigung Kommunaler Arbeitgeber, Joachim Finklenburg, nach dem Ende der vierstündigen Gespräche in Düsseldorf. Beide Tarifparteien wollen am 28. Januar zur zweiten Tarifrunde erneut in Düsseldorf zusammenkommen.

Die Ärztegewerkschaft Marburger Bund (MB) fordert für die rund 55.000 Mediziner durchschnittlich 10,2 Prozent mehr Gehalt und die Angleichung der Ost-Einkommen an das West-Niveau. Der Ost-Tarif liegt derzeit bei 97 Prozent des West-Tarifs. Die Arbeitgeber haben bislang kein Angebot vorgelegt.

"Die Kliniken nehmen am Aufschwung nicht teil"

Ein Sprecher des Marburger Bundes sagte nach der Tarifrunde, seine Organisation stelle sich auf schwierige, langwierige Gespräche ein. Sollte es bei den kommenden Tarifrunden keine deutlichen Fortschritte geben, werde die Geduld mit den Arbeitgebern "schnell am Ende sein".

Für die Arbeitgeber, die rund 700 kommunale Kliniken betreiben, warnte Finklenburg vor einem finanziellen Ausbluten der Krankenhäuser: "Die Kliniken nehmen am Aufschwung nicht teil." Die Ärztegewerkschaft Marburger Bund trage den Konflikt auf dem Rücken der Pflegekräfte aus, deren Stellenzahl sich in den vergangenen Jahren um 60.000 verringert habe. "Wir wollen keine Krankenhäuser, in denen Patienten ihre Angehörigen zur Pflege mitbringen müssen, wie es das in Osteuropa teilweise gibt."

Ärzte wandern wegen niedrigen Gehältern ab

Nach Angaben des Marburger Bundes hat die im internationalen Vergleich niedrige Bezahlung die Abwanderung von Medizinern ins Ausland beschleunigt und zu einem Ärztemangel an den Kliniken geführt. Die Finanzlage der Kommunen habe sich verbessert und erlaube höhere Ärztegehälter. "Wir hoffen auf eine Einigung ohne Streik", sagte MB-Verhandlungsführer Lutz Hammerschlag vor den Gesprächen.

Finklenburg nannte die Gehaltsforderung des Marburger Bundes "befremdlich". Es sei die zweite überproportionale Forderung der Ärzte, die im vergangenen Jahr erhebliche Gehaltssteigerungen erhalten hätten. "Es ist nichts zum Verteilen da. Wenn wir etwas an die Ärzte verteilen, müssen wir das bei den Anderen wegnehmen durch Einsparungen." Die kommunalen Kliniken hätten gedeckelte Preise und keine höheren Einnahmen.

Im Ausland deutlich höhere Bezahlung

Marburger-Bund-Chef Rudolf Henke sagte im ZDF-"Morgenmagazin": "Wir wollen keine Streiks, werden uns aber nicht an der Nase herumführen lassen." In anderen Ländern würden Ärzte deutlich besser bezahlt - in den Niederlanden etwa erhielten sie bis zu 37 Prozent mehr. Da in den kommenden Jahren in Deutschland rund 10.000 Mediziner aus Altersgründen ersetzt werden müssten, sei es entscheidend, den Nachwuchs im eigenen Land zu halten.

Ein MB-Sprecher sagte, die Streikfähigkeit der Ärztegewerkschaft sei organisatorisch noch besser als beim Arbeitskampf vor eineinhalb Jahren. Damals hatte der Marburger Bund mit einem achtwöchigen Streik den ersten eigenen Flächentarifvertrag erkämpft. Das Ergebnis lag zehn bis 13 Prozent über dem Abschluss der Gewerkschaft Verdi und hatte das Ende der Tarifeinheit besiegelt.

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