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Politik: Kompetenz vereint

Stoibers Team will heute den Arbeitsmarkt zum Thema machen

Von Robert Birnbaum

Weil es kein Schattenkabinett sein darf, darf man es auch keine Schattenkabinettssitzung nennen. Außerdem dauern Ministerrunden unter Edmund Stoibers Leitung gemeinhin länger als die knapp zwei Stunden, für die der Kanzlerkandidat der Union sein „Kompetenzteam“ am Donnerstag nach Berlin beordert hat.

Die Runde im Konrad-Adenauer-Haus, verstärkt um die CDU-Chefin Angela Merkel und die Generalsekretäre von CDU und CSU, soll der wahlkampftechnische Höhepunkt jener „Woche des Missvergnügens“ sein, als die die Union die Woche drei vor der Bundestagswahl ausgemacht hat. Keineswegs zufällig fällt das Treffen daher auf den Tag, an dem die Arbeitslosenzahlen offiziell verkündet werden – sie liegen, das ist inzwischen ja bekannt, wieder über der magischen Vier-Millionen-Grenze.

Der etwas künstliche Event demonstriert freilich ungewollt auch, was Unionspolitiker unter der Hand durchaus zugeben: So sehr viel, um sich interessant zu machen, haben CDU und CSU für die letzten Wahlkampfwochen nicht mehr auf Lager. Beim zweiten TV-Duell zwischen Kanzler und Kandidat am Sonntag rechnen viele CDU-Politiker bestenfalls mit einem Unentschieden. Sie kalkulieren aber auch die Möglichkeit ein, dass die professionelle Nach-Betrachtung in den Medien diesmal nicht zu Gunsten Stoibers ausgeht: Der Effekt vom ersten Mal, dass der Bayer sich unerwartet wacker geschlagen hatte, lasse sich ja nicht wiederholen.

Stoibers Medien-Manager Michael Spreng streut jedenfalls schon mal öffentlich die Erwartung, Gerhard Schröder werde „kämpferischer und aggressiver“ auftreten als beim ersten Mal. Es ist nicht ganz klar, ob Spreng mit der Prognose den Kontrahenten zu eben diesem Verhalten reizen will – in der Hoffnung, dass Schröder ausfällig wird – oder ob es sich um vorbeugenden Abwehrzauber handelt. Wie Stoiber für die zweite Runde eingestellt wird, darüber schweigt Spreng: „Die wichtigste Vorbereitung ist, dass er am Sonntag gar nichts macht, sondern einfach erholt und ausgeruht in dieses Duell geht.“

Das Kräftemessen in ARD und ZDF halten beide Seiten für bedeutsam, weil es absehbar die letzte Gelegenheit ist, Unentschlossene zu beeinflussen. Danach müsste schon etwas sehr Spektakuläres geschehen, um die Trends noch zu verändern. Etwas sehr Spektakuläres aber wäre das Letzte, was die Union gebrauchen könnte.

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