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Konflikt: Hoffnung auf Waffenruhe in Jemen

Hoffnungsschimmer im Armenhaus der arabischen Halbinsel: Die von den Houthi-Rebellen verkündete Waffenruhe könnte einen blutigen Konflikt beenden, der Tausende Menschen das Leben kostete und ein Flüchtlingsdrama mit 250 000 Vertriebenen heraufbeschwor.

Kairo/Sanaa - Zudem bedroht der Krieg in der Nord-Provinz Saada den Jemen in seiner staatlichen Existenz und destabilisiert die gesamte Region. Skeptiker verweisen hingegen darauf, dass ähnliche Anläufe in der Vergangenheit wegen des wechselseitigen Misstrauens beider Seiten wirkungslos verpufften.

Vordergründig scheint es in dem jahrelangen militärischen Ringen um Religion zu gehen. Der Jemen ist mehrheitlich sunnitisch. In Saada leben hingegen vor allem Angehörige der schiitischen Glaubensrichtung der Zaiditen. Deren Imame hatten den Norden des Jemen bis zur Revolution von 1962 als eine Art Theokratie regiert. Das Regime von Präsident Salih beschuldigte die Houthi-Rebellen immer wieder, das alte Imamat restaurieren zu wollen und dafür auch Hilfe aus dem schiitischen Iran zu empfangen. Doch konkrete Beweise blieb Salih schuldig.

Die Houthi-Rebellen wiederum formulierten keine klare Programmatik. Ihr 2004 begonnener Aufstand richtet sich gegen Misswirtschaft, Korruption und Vernachlässigung der entlegenen Provinzregionen. In ihrer Rhetorik treten die Rebellen islamistisch und anti-amerikanisch auf. Sie kritisieren die US-Unterstützung, die das Regime in Sanaa genießt, als „Verstoß gegen die nationalen Interessen“ des Landes und stilisieren sich selbst zur „Kraft des Widerstands“. Konkreter wollten sie jedoch nicht werden, meinte Abdulmalik al-Houthi in mehreren Interviews, um die Basis des Aufstands möglichst breit zu halten.

Im Süden des Jemen sägen Sezessionisten an der zerbrechlichen Einheit des Staates, im praktisch unregierten Hinterland hat sich wiederum ein aktiver Ableger des Terrornetzes Al Qaida eingenistet. Touristen laufen Gefahr, von Stammeskämpfern entführt zu werden. Fast immer geht es dabei um Geld oder um die Freilassung von Stammesangehörigen, die im Gefängnis landeten.

Doch auch hier hat Al Qaida mit Morden und Anschlägen die traditionellen Gepflogenheiten über den Haufen geworfen. Für jene fünfköpfige Familie aus Sachsen, die im vergangenen Juni in der Provinz Saada verschleppt wurde, würde deshalb selbst eine Entspannung an der Houthi-Front keine Änderung ihrer Lage bringen – sie scheinen in der Hand von Al Qaida zu sein. Gregor Mayer, dpa

Gregor Mayer[dpa]

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