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Kongo: Hunderte Tote bei Kämpfen in Kinshasa

Bei den jüngsten Gefechten in Kinshasa sind vermutlich erheblich mehr Menschen ums Leben gekommen, als von der Regierung veranschlagt. Als Auslöser gilt die Weigerung des Oppositionsführers Bemba, seine Privatmiliz aufzulösen.

Kinshasa/Nairobi - Schätzungen der Europäischen Union gehen von bis zu 600 Getöteten oder Verletzten aus. Diese Zahlen beruhten auf Angaben von Krankenhäusern und Leichenhallen, sagte der deutsche Botschafter Karl-Albrecht Wokalek in Kinshasa. Die EU verurteilte die Gefechte zwischen der Armee und der Privatmiliz des Oppositionsführers Jean-Pierre Bemba, die Ende vergangener Woche ausbrachen. "Wir verurteilen auch die Plünderungen und Vergewaltigungen, die von beiden Seiten verübt wurden", hieß es in einer gemeinsamen Erklärung der EU-Botschafter. Die Diplomaten forderten die kongolesische Regierung auf, die Täter zur Rechenschaft zu ziehen.

Die kongolesische Menschenrechtsorganisation VSV (La Voix de Sans-Voix) geht von mehreren hundert Toten aus. Es seien auch Kinder in Schuluniform getötet worden. Die kongolesische Regierung hatte als vorläufige Bilanz 60 Tote angegeben. Präsident Joseph Kabila verteidigte das Vorgehen der Armee und betonte, es sei notwendig gewesen, um Ruhe und Ordnung herzustellen. Bemba, der sich in die südafrikanische Botschaft in Kinshasa geflüchtet hat, wurde des Hochverrats angeklagt. Bembas Residenz ist komplett zerstört.

Die Kämpfe waren am Donnerstag vergangener Woche ausgebrochen, nachdem Bemba sich geweigert hatte, seine umfangreiche Privatmiliz mit schätzungsweise 500 Soldaten in die reguläre Armee zu integrieren. Es waren die schwersten Kämpfe in Kinshasa seit den Wahlen im Dezember. Während der ersten freien Wahl seit vier Jahrzehnten hatte eine EU-Mission unter deutscher Führung die UN-Mission im Kongo unterstützt. (tso/dpa)

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