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Ägypten: Koptischer Papst mit 88 Jahren gestorben

Papst Schenuda III., Oberhaupt der koptischen Kirche Ägyptens, ist im Alter von 88 Jahren gestorben. Er versuchte, die eskalierende Gewalt zwischen Muslimen und Christen am Nil zu beenden.

Vergangenen Mittwoch wollte Papst Shenouda III. noch einmal in der Kairoer Markus-Kathedrale zu der koptischen Jugend predigen, doch er konnte nicht mehr. Erst Tage zuvor war das betagte Kirchenoberhaupt nach einem neuerlichen Krankenhausaufenthalt in seine Residenz im Stadtteil Abbasiya zurückgekehrt.

Am Samstagabend ist der 88-Jährige gestorben. „Die koptische Kirche betet, möge er in Frieden in den Armen der Heiligen ruhen“, lief bis in die Nacht als Spruchband im koptischen TV-Sender. Beinahe 41 Jahre lang hatte „Baba Shenouda“, wie ihn die Gläubigen nannten, an der Spitze der größten und ältesten Kirche des Nahen und Mittleren Ostens gestanden.

Sein Tod kommt zu einem Zeitpunkt, wo immer neue Wellen religiös motivierter Gewalt und Konfrontationen mit islamischen Fundamentalisten die christliche Minderheit am Nil in Atem halten. Verzweiflung und Zukunftsangst machen sich breit unter den Gläubigen, zu denen etwa acht bis zehn Prozent der gut 80 Millionen Einwohner zählen.

Immer mehr junge, gut ausgebildete Kopten kehren ihrer Heimat den Rücken. Sie fühlen sich von militanten Muslimen in die Enge gedrängt. Denn seit dem Sturz von Hosni Mubarak im Februar 2011 sind die Auseinandersetzungen in beispielloser Weise eskaliert. Zahlreiche Kirchen gingen in Flammen auf, wiederkehrende Straßenschlachten mit über hundert Toten erschütterten die ägyptische Hauptstadt. Zuletzt starben vor dem Maspero-Gebäude an der Nilpromenade drei Dutzend Menschen, als Soldaten und Provokateure aus dem angrenzenden Armenviertel über einen koptischen Demonstrationszug herfielen.

Bilder der schweren Auseinandersetzungen zwischen dem ägyptischen Militär und koptischen Christen

„Gewalt ist absolut nicht unsere Sprache“, beschwor Papst Shenouda III. immer wieder seine aufgebrachte Jugend und versuchte gleichzeitig, die Wogen im Dialog mit hohen muslimischen Geistlichen und der Staatsführung zu glätten.

Der koptische Pontifex war hoch gebildet, ein brillanter Prediger und gleichzeitig ein überzeugter Patriot. Geboren im August 1923 im oberägyptischen Assiut nahm er als Offizier der ägyptischen Armee am arabisch-israelischen Krieg von 1948 teil. An der Universität von Kairo studierte Nazir Gayed, wie er mit bürgerlichem Namen hieß, Geschichte und Archäologie, später am koptisch-orthodoxen Priesterseminar auch Theologie.

1954 trat er ins Kloster ein und lebte längere Zeiten auch als Einsiedler in einer Felsenhöhle. 1962 wurde er zum Bischof geweiht, am 31. Oktober 1971 dann zum 117. Nachfolger des Apostels Markus gekürt, auf den die koptische Kirche ihre Existenz zurückführt.

Unter seinem fast 41 Jahre langen Pontifikat haben vor allem das Gemeindeleben und das Mönchtum einen großen Aufschwung genommen. Gab es in den sechziger Jahren nur noch sechs Männerklöster mit wenigen betagten Mönchen, existieren heute 17 Kommunitäten ohne Nachwuchsprobleme.

Auch Frauenklöster mit hunderten von Nonnen sind entstanden und leisten Sozialarbeit. Das Netz der Auslandskirchen in Europa, Amerika und Australien ist kräftig gewachsen. Marienerscheinungen haben Konjunktur, Wallfahrten und Frömmigkeit florieren. Die theologische Ausbildung der Priester jedoch ist weiterhin mangelhaft - mit ein Grund, warum aufgeklärte Kopten in ihren eigenen Reihen eine zunehmende Bunkermentalität und Engstirnigkeit beklagen.

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