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Kosovostreit: Russland will Ablösung des UN-Vermittlers

Im Streit über den künftigen Status der südserbischen Provinz Kosovo hat der russische Außenminister Sergej Lawrow eine Ablösung von UN-Vermittler Martti Ahtisaari wegen Parteilichkeit nahegelegt.

Im Streit über den künftigen Status der südserbischen Provinz Kosovo hat der russische Außenminister Sergej Lawrow eine Ablösung von UN-Vermittler Martti Ahtisaari wegen Parteilichkeit nahegelegt. Wenn eine der betroffenen Seiten Ahtisaaris Vorschlag einer Unabhängigkeit des Kosovo unter internationaler Aufsicht nicht akzeptieren könne, sei es notwendig, „die Beteiligung an diesen Verhandlungen einem unparteiischen internationalem Vermittler zu übertragen“, sagte Lawrow am Freitag nach einem Treffen mit dem chinesischen Außenminister Yang Jiechi in Moskau. Die Verhandlungen über den Kosovostatus müssten fortgesetzt werden.

Nächste Woche will der UN-Sicherheitsrat über den neuen Entwurf einer Resolution zum Kosovo abstimmen. Das in der Nacht zu Donnerstag von den USA, Frankreich und Großbritannien gemeinsam eingebrachte Papier ist bereits das dritte und wird von Moskauer Medien als glänzender Sieg russischer Diplomatie gefeiert. In der Tat enthält das Dokument Änderungen zu einer Reihe von Schlüsselpunkten. Sie orientieren sich vor allem an der Position Moskaus. So soll Serbiens einstige Albaner-Provinz, die seit der Nato-Operation im Frühjahr 1999 unter UN-Verwaltung steht, nicht automatisch unabhängig werden, wenn Belgrad und Pristina sich über den künftigen Status der Region nicht einigen können. Genau das aber hatte der ursprüngliche Resolutionsentwurf gefordert, der einem Plan Ahtisaaris folgte.

Nicht nur Serbien, auch China und vor allem Russland hatten sich dagegen gewehrt. Moskau als ständiges Mitglied im Sicherheitsrat, so warnte Lawrow mehrfach, werde die Resolution in dieser Form per Veto verhindern. Der Diplomat berief sich dabei auf eine UN-Resolution zum Kosovo von 1999, in der es heißt, die Krise könne nur durch Verhandlungen der Konfliktpartner selbst beigelegt werden, eine Lösung müsse den Interessen beider Seiten Rechnung tragen. Dass der neue Entwurf sich ausdrücklich auf die alte Resolution stützt, können russische Unterhändler sich ebenfalls als Verdienst an die eigne Brust heften. Nun dürfte Moskau auf weitere Nachbesserungen dringen. Neben einer Staatenkonföderation könnte es auch um langfristige Übergangsregelungen nach dem Vorbild der ehemaligen britischen Kolonie Hongkong gehen.

An einem Konsens, so die Wissenschaftlerin Alla Jazykowa, müsse auch Europa selbst interessiert sein. Ein Großalbanien, das nach der Unabhängigkeit des Kosovo nur eine Zeitfrage wäre, würde neue Probleme schaffen: neue Absetzbewegungen ethnischer Serben aus dem Kosovo, neue Netzwerke der Bandenkriminalität und neue Unabhängigkeitsforderungen der Albaner in Montenegro und Mazedonien. (mit AFP)

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