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Politik: Krachledern

Foto: Rückeis / Montage: DP HINTER DEN LINDEN Ein wichtiger Sozialdemokrat feiert diese Woche seinen 60. Geburtstag.

Von Hans Monath

Foto: Rückeis / Montage: DP

HINTER DEN LINDEN

Ein wichtiger Sozialdemokrat feiert diese Woche seinen 60. Geburtstag. Er kommt aus kleinen Verhältnissen, hat Jura studiert, ist Rechtsanwalt geworden und hat in der Bundespolitik viel erreicht. Nie hat er bei diesem Aufstieg vergessen, wo er hergekommen ist. Immer wieder spricht er über die Verpflichtung dieser Herkunft. Leicht zu nehmen ist er nicht, an seiner Person scheiden sich die Geister. Die Rede ist nicht von Gerhard Schröder. Es geht um Ludwig Stiegler.

Wir gestehen es: Der Vizechef der SPD- Bundestagsfraktion, der seit kurzem auch die bayerischen Sozialdemokraten führt, ist ein Liebling der Journalisten. Die erwarten von Politikern keine Bürokraten- Sätze, sondern Starkdeutsch. Das liefert der Bayer, dessen Markenzeichen ein roter Pullunder ist: „Man darf zu den Menschen nicht abstrakt reden. Das habe ich schon im Kloster gelernt, aus der Bibel oder bei Homer.“

So wetterte Stiegler gegen die Rürup- Kommission zur Rentenreform: Er habe „die Schnauze voll davon, dass wir vor unseren Mitgliedern und Wählern täglich den Kopf hinhalten müssen für Professoren-Geschwätz.“ Den US-Botschafter Dan Coats verglich er vor dem Irakkrieg mit dem sowjetischen Statthalter Pjotr Abrassimow. Nachdem Stiegler vor der Bundestagswahl für drei Monate zum SPD-Fraktionschef aufgestiegen war, weil sein Vorgänger Struck den glücklosen Rudolf Scharping als Verteidigungsminister abgelöst hatte, rüffelte ihn sogar einmal der Kanzler: „Der Fraktionschef formuliert mitunter krachledern.“

Zum Geburtstag verzichtet die Bayern-SPD übrigens auf ein standesgemäßesFest und schenkt dem Jubilar auf dessen Wunsch stattdessen 660 neue Parteimitglieder. Und noch was: Eigentlich hat Ludwig Stiegler erst am Karfreitag, dem 9. April, Geburtstag. Aber dafür, dass dieser Festtext einen Tag vorher und damit eindeutig verfrüht erscheint, wird ein Politiker hoffentlich Verständnis aufbringen, der selber den Terminus „ejaculatio praecox“ in die hohe Politik eingeführt hat.

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