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Politik: Krawalle auf dem Tempelberg

Steinewerfer wütend wegen Israels Ausgrabungen nahe der Al-Aksa-Moschee

Die von Israel begonnenen archäologischen Ausgrabungsarbeiten am Tempelberg haben nach den Freitagsgebeten der Muslime zu den befürchteten Ausschreitungen geführt. Gegen die Arbeiten hatten sämtliche islamischen Behörden und Organisationen in Israel und den palästinensischen Gebieten und viele arabische und muslimische Staaten protestiert, zuletzt Indonesien. Auch einige internationale Organisationen, darunter die Unesco, forderten die Einstellung der Bauarbeiten. Die israelischen Behörden wollen nach eigener Aussage einen festen Zugang zum Mugrabi-Tor am Rande des Tempelbergs wiederherstellen.

Unmittelbar nach Ende der Gebete in den beiden Moscheen des Haram al Scharif – so heißt der Tempelberg auf Arabisch – bewegten sich am Freitag einige hundert Muslime von innen her auf das Mugrabi-Tor zu und warfen Steine und Flaschen. Zu diesem Zeitpunkt waren rund 4000 Muslime auf dem Tempelberg. Die israelische Polizei hatte 3000 Polizisten postiert und den Zugang zu den Moscheen nur über 45-jährigen israelischen Arabern erlaubt, um Unruhen zu vermeiden. Trotzdem befanden sich unter den Steinewerfern einige Dutzend Jugendliche. Eine Polizeitruppe stürmte unter Verwendung von Betäubungsgranaten und Schlagstöcken auf den Tempelberg. Etwa 300 Menschen, die in die Al-Aksa-Moschee geflüchtet waren oder sich in ihr versteckt hatten, zogen nach Vermittlung eines arabischen Knessetabgeordneten später friedlich ab. Praktisch gleichzeitig und danach kam es in der Altstadt und beim Flüchtlingslager Calandia zu Zusammenstößen zwischen meist jugendlichen Palästinensern und der israelischen Polizei. Insgesamt wurden bei den Unruhen 15 Polizisten und 17 Palästinenser leicht verletzt und einige Dutzend Protestierer festgenommen.

Obwohl auch von einem bekannten israelischen Archäologen und von linken Politikern Kritik am Bau des neuen Zuganges zum Maghrebiner-Tor geübt worden ist, hält Ministerpräsident Ehud Olmert an den Bauarbeiten fest. Die alte Rampe war durch Unwetter im Jahre 2004 so sehr beschädigt worden, dass sie nicht mehr begehbar war, weshalb eine provisorische hölzerne Umgehungsbrücke erstellt wurde. Allerdings sieht das Bauprojekt nicht einfach den Wiederaufbau der alten Rampe vor. Stattdessen soll eine größere Fußgängerbrücke zum einzigen Tempelbergzugang für Nicht-Muslime entstehen, also vor allem für Christen und Touristen.

Von arabischer Seite heißt es – bisher ohne Beweise – die eigentliche Absicht der Israelis seien Grabungen unter dem Tempelberg, die die Al-Aksa-Moschee gefährden und gar zum Einsturz bringen könnten. Israel weist hingegen darauf hin, dass sämtliche Arbeiten außerhalb des Tempelberges stattfänden, derzeit im Abstand von 50–80 Meter. Das sei jederzeit zu sehen. Man wolle nur einen sicheren Zugang zum Mugrabi-Tor errichten. Zuvor müssten aber an der Baustelle archäologische Notausgrabungen stattfinden.

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