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Politik: Kreml schweigt zu Angriff auf Juden

Moskau - Zuerst rempelte Alexander Kopzew die Gläubigen, die sich in der Moskauer Synagoge zum Abendgebet versammelt hatten, dann stach der 20-Jährige mit einem Jagdmesser auf sie ein. Mindestens acht Menschen wurden verletzt; drei lagen am Donnerstag noch im Krankenhaus.

Moskau - Zuerst rempelte Alexander Kopzew die Gläubigen, die sich in der Moskauer Synagoge zum Abendgebet versammelt hatten, dann stach der 20-Jährige mit einem Jagdmesser auf sie ein. Mindestens acht Menschen wurden verletzt; drei lagen am Donnerstag noch im Krankenhaus. Überwältigt worden war der Skinhead vom Rabbi der Synagoge und seinem Sohn.

Der Überfall hat nicht nur jüdische Gemeinden weltweit, sondern auch Politiker im Westen geschockt. In den russischen Medien wurde über das Attentat nicht berichtet – abgesehen von den liberalen Radiosendern „Echo Moskwy“ und dem russischen Dienst des US-Auslandssenders „Radio Liberty“. Auch die Moskauer Stadtregierung und Russlands Staatsführung, die von der Föderation Jüdischer Gemeinden in den UdSSR-Nachfolgestaaten aufgefordert wurden, sofort Stellung zu nehmen, hüllen sich bisher in Schweigen. Und die Fahnder von Generalstaatsanwalt Wladimir Ustinow, der die Untersuchungen persönlich leitet, taten sich anfangs sichtlich schwer, rassistische Motive zu erkennen. Trotz der „Heil Hitler“-Rufe des Täters, von denen Zeugen „Echo Moskwy“ berichteten. Für Berl Lazaar, Russlands oberster Rabbiner, der von „unverhülltem Faschismus“ sprach und für den Täter „die ganze Strenge des Gesetzes“ forderte, ist das Blutbad in der Synagoge der bisher „dreisteste Überfall auf gläubige Juden“ in Russland und „direkte Konsequenz“ des bisher laxen Vorgehens gegen militanten Antisemitismus.

In der Tat ist der Anschlag nicht der erste, nur der bisher spektakulärste. Im gesamten Land wurden bereits Synagogen und Friedhöfe geschändet, im Umland Moskaus jüdische Gebetshäuser mehrfach sogar niedergebrannt. Und der Antisemitismus ist nur eine von vielen Facetten latenten Hasses, der sich gegen Andersgläubige und Ausländer richtet. Neben Kaukasiern werden zunehmend Farbige zur Zielscheibe neonazistischer Kampfbünde. Es trifft vor allem ausländische Studenten, aber auch Diplomaten und Geschäftsleute werden überfallen. Es gab bereits Todesfälle.

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